Kunst und das Andere

Fr 5.5.2006
20h
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €. Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ausstellung.
Wang Xiaoshuai, Frozen, Copyright: Promo

Filme über Kunst und Filme von Künstlern. Sind die Künstler die Anderen in der Gesellschaft, so skizzieren sie gleichzeitig die andere Seite der Gesellschaft, indem sie ‘normale’ Phänomene in ihrer Absurdität, Entfremdung, Fremdartigkeit aufzeigen. Mit einer Einführung durch den unabhängigen Filmemacher und Kurator Ou Ning.


Frozen

R: Wang Xiaoshuai, China / Hong Kong 1997, 97 min, OmeU

Der Performance-Künstler Qi beschließt, den eigenen Tod zu seiner letzten und größten Performance zu machen. Eine Dokumentation.

Er wird am längsten Tag des Jahres mit seiner Körperwärme einen riesigen Eisblock zum Schmelzen bringen und dabei selbst an Unterkühlung zu sterben. Aber was wird bei und nach seinem Tod geschehen? Während er sich langsam vom Leben wegbewegt, reagieren seine Mitmenschen auf ganz verschiedene Weise – von völligem Unverständnis bis hin zu mildem Lächeln über sein Vorhaben.


COSPlayers

R: Cao Fei, China 2004, 8 min

COSPlayers ist in Guangzhou (früher Canton) gedreht, wo privates Kapital den Motor einer rasend schnellen urbanen Wucherung bildet. Cao Feis Protagonisten sind Teenager, die sich so sehr mit den Helden japanischer Zeichentrickfilme identifizieren, dass sie sich wie ihre Lieblingscharaktere anziehen und auf dem Dach grauer Wolkenkratzer dramatische Kämpfe ausfechten. Die Tragik dieser Szenen ist, dass sich die COSPlayers – kurz für costume players – trotz ihrer ausgefeilten Kostüme in der tristen, verdreckten Umgebung einer chinesischen Megacity des 21. Jahrhunderts befinden. Ihre Fantasien werden ihnen die Flucht nie ermöglichen.


Rabid Dogs

R: Cao Fei, China 2002, 8.52 min

Die in diesem schrillen Pop-Style Video porträtierten hundeartigen Büroangestellten unterscheiden sich nur unwesentlich von ihren menschlichen Entsprechungen: „Wir lieben Peitschen. Wir müssen uns ständig Sorgen machen. Wir trauen uns nicht zu bellen, arbeiten brav, vertrauensselig und geduldig wie die Hunde. Wir tun alles, was unser Chef uns sagt, hören ihm aufmerksam zu und erledigen unsere Aufgaben in kürzester Zeit. Wir sind sicherlich arme Hunde, eingesperrt im Käfig der Modernisierung. Wann werden wir den Mut haben, unsere Bosse zu beißen, unsere Masken herunterzureißen, unser Fell abzustreifen und eine Gruppe wahrlich tollwütiger Hunde zu werden?“ (Cao Fei)


San Yuan Li

R: Ou Ning, Cao Fei, China 2003, 40 min, OmeU

„Die sich explosionsartig ausbreitende Stadt verschlingt auf ihrem Weg die patriarchalischen Strukturen der ländlichen Gesellschaft und saugt das bescheidene Leben der Bauern und Wanderarbeiter in ihren riesigen Magen. Wie Lumpensammler wandern digital ausgerüstete Kameraleute auf den Wegen und Gassen des ehemaligen Dorfes San Yuan Li, streifen über die Großbaustellen und Müllhalden (aus der Asche, die aus dem Verbrauch urbaner Energie resultiert) auf der Suche nach poetischen Bildern. Der Film kehrt zu einer Form des Dokumentarischen zurück, wie er in den 1930er-Jahren zum Beispiel in Symphonie einer Großstadt entwickelt wurde, um die Architektur und menschliche Ökologie dieses Ortes einzufangen, in einem Stil, der von Konzentration und Schnelligkeit lebt.“ (Ou Ning)

San Yuan Li entstand als Auftragsarbeit der 50. Biennale von Venedig