Im symbolischen Gefüge namens „Europa“ nimmt Osteuropa einen seltsamen Platz ein: Zwar Teil des Kontinents, hat es jedoch keine Aufnahme in das viel beschworene europäische „Wir“ gefunden. Osteuropa ist immer das, was „Wir“ nicht sind. Ein Ort der Gewalt und der politischen Krisen. Das ist bei den Demonstrationen in Belarus 2020/21 und mit der Kriegserweiterung Russlands in der Ukraine am 24. Februar 2022 neuerlich klar geworden. Zugleich dominierte in der Berichterstattung hierzulande das Bild der weißen, christlichen, weiblichen Geflüchteten, so als handelte es sich um einen Spiegel der eigenen rassistischen Vorannahmen. Dem steht eine osteuropäische Realität gegenüber, die historisch und gegenwärtig vom Zusammenleben unterschiedlicher Menschen und Nationen geprägt ist. Ein Ort, der mehr mit der pluralen deutschen Gesellschaft zu tun hat, als es manchmal den Eindruck hat. Darum werden Autor*innen zu einem Treffen eingeladen, bei dem deutlich werden soll: Die Literatur, die heute in Deutschland entsteht, ist nicht zu trennen von Realitäten jenseits seiner geografischen Grenzen. Ein Gespräch über ein gemeinsames Schreiben der Gegenwart.