Jolof Stories from the Falémé Valley to the Lands of Teranga
mit Chef Tamsir Ndir, Abdourahmane Seck und Khadija Aisha Ba L’Artisane
Dinner, Screening, Gespräch, DJ-Set
Fr., 16.5.2025
19:00–23:00
Weltwirtschaft Restaurant
€30

Courtesy Chef Tamsir Ndir
Seit Beginn des Jahres 2025 befasst sich das Haus der Kulturen der Welt (HKW) im Rahmen des Ausstellungs- und Forschungsprojekts Musafiri: Von Reisenden und Gästen in verschiedenen Formaten mit Gastfreundschaft und Konvivialität. Damit setzt das Haus seine Arbeit an Begriffen wie Bewegung, Fluidität und Willkommenspolitik fort.
Vor diesem Hintergrund heißt Tongue and Throat Memories, das Programm für Gastköch*innen am HKW, eine weitere Persönlichkeit kulinarischer Innovation willkommen. Chef cuisinier Tamsir Ndir aus Dakar ist als ein Meister der westafrikanischen Küche weithin bekannt. Im Laufe seiner dreißigjährigen Karriere hat sich Ndir vehement für die Verwendung lokaler Produkte und Gewürze eingesetzt, ist es ihm doch ein großes Anliegen, die kulinarischen Traditionen der Generation seiner Großmutter zu bewahren und weiterzutragen. Das in seiner Heimatstadt Saint-Louis im Nordwesten Senegals erworbene kulinarische Wissen hat er in die Küchen von Spitzenrestaurants in Dakar, Abidjan, Paris, Montréal und weiteren Orten eingebracht.
Diese Ausgabe von Tongue and Throat Memories mit dem Titel Jolof Stories from the Falémé Valley to the Lands of Teranga bietet Gelegenheit, sich mit den als Teranga bezeichneten Traditionen der Gastfreundschaft im Senegal und in Senegambia auseinanderzusetzen und sie zu zeitgenössischen Fragestellungen in Bezug zu setzen. Die Region war früher unter dem Namen Jolof bekannt und wurde seit dem 14. Jahrhundert hauptsächlich von Wolof-, Serer- und Fulani-Gemeinschaften aus dem Falémé-Tal bevölkert, das zwischen dem Senegal, seinem Nebenfluss Falémé und dem Gambia liegt. Das Wort Teranga hat seine etymologischen Wurzeln, wie der am Programm mitwirkende Historiker und Anthropologe Abdourahmane Seck erläutert, in verschiedenen Quellen, die mit der Wolof-Sprache der Fischer und Bauern sowie anderer Communitys zusammenhängen. Seck schreibt: „Teranga ist nicht nur ein Wort, es ist eine politische Struktur, die Bedeutung und Dynamik vermittelt, denn das Leben entwickelt sich weiter. Ter, das bedeutet, an Land gehen, nach langer Reise auf See festen Boden betreten, so wird es unter Fischer*innen verwendet ... Teu hat mit Warten zu tun, aber es ist kein passives Warten, sondern eher ein Vorbereiten des Ortes und eine Huldigung der erwarteten Ankömmlinge; teran vermittelt die Idee, den eigenen Sinn zu erreichen, oder die Möglichkeit, wirklich man selbst zu werden, oder die Fülle des Seins, und schließlich terang, das davon handelt, mit Sorgfalt zu empfangen, sich um andere zu kümmern, weil die anderen einem selbst gleichen.“[1]
Eine der wichtigsten Ausdrucksformen von Teranga ist die Herstellung von Lebensmitteln sowie die Idee, Reisende und Gäste mit köstlichen hausgemachten Gerichten zu empfangen, insbesondere mit Ceebu Jën, das in einer landesweiten Umfrage zum ‚Nationalgericht‘ des Senegals gewählt und von der UNESCO offiziell als ‚immaterielles Kulturerbe‘ anerkannt worden ist (was auch immer das heißen mag). Das Gericht hat seinen Ursprung in den Fischergemeinden von Saint-Louis im Nordwesten Senegals. Obwohl die Rezepte von Region zu Region variieren, wird Ceebu Jën in der Regel mit Fisch, Bruchreis, getrocknetem Fisch, Schalentieren und saisonalem Gemüse und Gewürzen wie Zwiebeln, Petersilie, Knoblauch, Chilischoten, Tomaten, Karotten, Auberginen, Weißkohl, Maniok, Süßkartoffeln und anderen zubereitet. Die Qualität des Fisches und die Auswahl des Gemüses richten sich nach der Bedeutung der Veranstaltung, für die das Gericht zubereitet wird. An diesem Abend im HKW präsentiert Chefkoch Tamsir seine kulinarischen Fähigkeiten mit der Zubereitung von Ceebu Jën sowie verschiedenen lokalen senegalesischen Snacks und lädt ein zu einer köstlichen Erfahrung des gemeinsamen Essens und Erzählens.
Eine weitere Ausdrucksform von Teranga ist die Idee des ‚einladenden Zuhauses‘, die durch Design, Raumgestaltung und Gastfreundschaft vermittelt wird und sich in einer Kombination aus Dekoration, Kleidung und dem Eintauchen in Düfte äußert. Für diese Ausgabe von Tongue and Throat Memories rückt die Modedesignerin Khadija Aisha Ba diesen Aspekt der Gastfreundschaft in den Fokus. Ba gründete das Modelabel L'Artisane, mit dem sie die senegalesische Mode der 1960er und 1970er Jahre neu in Szene setzt. Sie reagiert damit auf den wachsenden Einfluss der westlichen Mode, die dieses Erbe auszulöschen droht. Ihr Atelier-Geschäft Le Sandaga ist nach dem Sandaga-Markt benannt, einem Wahrzeichen im Zentrum von Dakar. Beheimatet in einem neosudanesischen Gebäudekomplex aus dem Jahr 1935, widersteht der Markt seit mehr als achtzig Jahren einer modernen Umgestaltung. Der Abend verbindet gemeinsames Essen, Musik und geselliges Beisammensein und wird von Erzählungen begleitet, in deren Mittelpunkt die von Seck analysierten Teranga-Traditionen mit ihrem Prinzip des wechselseitigen Gebens und Nehmens stehen.
[1] Abdourahmane Seck interviewt von Analía Iglesias ‘La “teranga” es un puente político hacia el otro’ [“Teranga” ist eine politische Brücke zum Anderen], EL PAÍS (25. November 2019), https://elpais.com/elpais/2019/11/21/planeta_futuro/1574338182_211804.html. Aus dem Spanischen übersetzt von Franziska Wegener.
Programm
19:00
Le Sandaga
D: Mamy Tal, 2021, 6' 29"
Kurzfilmvorführung, eingeleitet von Khadija Aisha Ba L’Artisane
Anschließendes Gespräch (auf Englisch) über Teranga und das Prinzip des wechselseitigen Gebens und Nehmens mit Abdourahmane Seck, Chef Tamsir Ndir, Khadija Aisha Ba L’Artisane, and Marie Helene Pereira
20:30
Ceebu Jën
Ein Abendessen mit Küchenchef Tamsir Ndir und Khadija Aisha Ba L’Artisane
22:30
DJ-Set von Chef Tamsir Ndir a.k.a DJ Tchoub Tchoub