Ilé-Ifè wird als spirituelles und kosmologisches Zentrum des Yoruba-Universums verehrt: Es ist der Ort, an dem die Götter erstmals festes Land auf der Erde schufen. Yoruba-Mythen berichten davon, wie Gottheiten vom Himmel herabstiegen und dabei verschiedene Gegenstände mit sich brachten, die zur Erschaffung des ersten Landes verwendet wurden. Ifè steht für die Ausdehnung der Materie aus dem scheinbaren Nichts, und Ilé für die erste Heimat sowohl irdischer als auch spiritueller Wesen. Im erweiterten Traumreich verlassen die Seelen nach dem Tod das Land, um nach Ifè zurückzukehren.

Ile ist von den Portalen inspiriert, die für die Klanginstallation La Nuit, Écailles Translucides (In der Nacht, durchscheinende Schuppen) geschaffen wurden. Diese Premiere einer verkörperten Performance der Künstlerin Ife Day verräumlicht eine spielerische und turbulente Reise durch die Diskontinuitäten von Übergängen zu greifbaren und unbegreiflichen Daseinsformen. Der Titel des Werks bezieht sich auf die haitianisch-kreolische Adaption der Yoruba-Kosmologie, in der sich die vielgestaltigen Orishas verwandeln und zu einem Lwa (haitianischer Voodoo-Geist) werden. Durch diese Verkörperung wird Ilé-Ifè zu einer Etüde der Überlagerung. Es befördert die räumliche Ausdehnung ebenso, wie es ein Zuhause schafft. Jegliche Potenziale werden sowohl erreicht als auch nicht. Der Körper wird zu einem Schauplatz, der dem revolutionären Potenzial unaufhörlicher Träume eine Form zu geben versucht.

Ile ist eine Reise innerhalb einer Reise.

Werk und Interpretation von Ife Day, Klangkomposition von Sandar Tun Tun