Sara Sejin Chang (Sara van der Heide) zeichnet die Entwicklungsgeschichte der 2004 in Pjöngjang eröffneten Deutschen Bibliothek nach, um Kontinuitäten in den Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und dem kommunistischen Nordkorea zu untersuchen, die aus der Verbundenheit von ‚Bruderländern‘ im Kalten Krieg hervorgingen. Vom Goethe-Institut gegründet, sollte diese Bibliothek den Bürger*innen Nordkoreas Zugang zu deutscher Musik, Kunst und Sprache bieten. Dahinter stand – mit der deutsch-deutschen Vereinigung als Modell – der Gedanke, dass die deutsche Kultur einen Beitrag leisten könne, um die Spaltung von Süd- und Nordkorea zu überwinden. 

In einer Lecture-Performance rekonzeptualisiert die Künstlerin die Geschichte dieser Bibliothek als The German Library Pyongyang und taucht dabei tief in die Genese dieses Soft-Power-Experiments ein. Ausgehend von den ersten Verhandlungen über den Inhalt der Bibliothek zwischen dem Goethe-Institut und der nordkoreanischen Regierung (letztere war eher an akademischer Literatur zu Wissenschaft, Technologie und Medizin interessiert denn an Kultur), überlebte die Initiative nur fünf Jahre – vielleicht war sie von vornherein zum Scheitern verurteilt. In diesem Sinne stellt The German Library Pyongyang auch weitergehende Fragen zu eurozentrischem Denken und übergreifenden nationalistischen Narrativen.