Tony Allen, © Bernard Benant
Die Produzentin Jlin alias Jerrilynn Patton , © Mahdumita Nandi
Terri Lyne Carrington, © Promo

26.–29.4.2018

100 Jahre Beat

Konzerte, DJ-Sets, Gespräche, Filme, Performances, Installationen

26.–29.4.2018

1918 kommt das erste Schlagzeug auf den Markt und löst eine musikalische Revolution aus: Es erobert die urbane Tanzmusik und etabliert die Triade Bassdrum, Snare und Hi-Hat zur global gültigen Kombination. Hatte die Perkussion in der europäischen Musik lange nur ornamentale Funktion, wird nun der getrommelte Backbeat zum Pulsgeber. Anders erzählt: Über Beatpraktiken der afrikanischen Diaspora in Nordamerika und der Karibik wird die europäisch geprägte Musik neu begründet.

100 Jahre Beat erzählt diese Geschichte und erforscht das Verhältnis zwischen gespielten und programmierten Beats. Es präsentiert stilprägende Schlagzeuger*innen und untersucht (Back-)Beat-Konzepte aus Brasilien, Japan, Ghana und dem Kongo sowie Beat-Praxen aus der indischen und kolumbianischen Musik.

Als im 18. Jahrhundert – u.a. aus Angst, versklavte Afrikaner*innen und Afroamerikaner*-innen könnten sich zu Aufständen verabreden – Trommeln in Nordamerika sogar verboten werden, verschwanden die Instrumente, aber nicht die Tätigkeit: Statt auf Instrumenten wird nun auf Fässern oder mit Löffeln getrommelt und der „Pattin’ Juba“ (auch „Hambone“ genannt) entsteht. Der Tanz, der den Körper als Trommel nutzt, führt erstmals die Rollenverteilung der unterschiedlichen Frequenzen ein, die später auf Bassdrum, Snare und Hi-Hat übertragen wird.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert treten die ersten Proto-Jazz-Tanzorchester zunächst mit mehreren Trommler*innen für jeweils eine Trommel auf. 1918 schließlich bringt die Ludwig Drum Company aus Chicago das erste Schlagzeug auf den Markt – mit Basstrommel, Snare, Hi-Hat, Tom Toms und Becken. Dank zweier Fußpedale ist es den Trommler*innen nun möglich, vier Instrumente gleichzeitig zu spielen. Ähnlich wie beim „Pattin’ Juba“ ist jetzt ein einziger Körper für den Beat zuständig.

HKW-Kurator Detlef Diederichsen untersucht die Musik der vergangenen 100 Jahre und folgt Leitmotiven der Popgeschichte aus unerwarteten Perspektiven.

Im Rahmen von 100 Jahre Gegenwart