Zum Menü springen

Was tun mit der Welt?

Plakatkampagne in Berlin

7.3.–11.6.2023

Betraut mit der Aufgabe, ein Haus zu führen, das die Kulturen der Welt im Namen trägt, müssen wir als neues HKW-Team nicht nur versuchen zu verstehen, welche Welt damit gemeint ist, sondern stehen auch vor der Frage: Was tun mit der Welt – oder den Welten –, die wir geerbt haben? Wir weisen die Vorstellung der einen „Welt“ als universelles, ahistorisches Konzept zurück. Vielmehr möchte das HKW die zahlreichen Welten würdigen, die im Verlauf der Geschichte auftauchten, sich wandelten und wieder verschwanden – und die bis heute nebeneinander existieren. 

Für das Projekt Was tun mit der Welt? hat das HKW zwölf Menschen, die sich in ihrer Arbeit über Disziplinen und Kontexte hinweg mit dem Zustand der Welt beschäftigen, um Antworten auf diese Frage gebeten. Aus Balbala, Bebedouro, Errington, Gordes, Hawai’i, Kathmandu, Kechurewe, Nogojiwanong, Paris, Port Antonio und Tilcara schickten sie Gedichte, Fragen, Parolen und andere Botschaften, in denen sie ihre Neugierden, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen und ihre Befürchtungen über den Zustand der Welt gestern, heute und morgen mit uns teilen. Die Künstlerin und Forscherin Zoe Todd zum Beispiel stellt eine einfache Gegenfrage: „Was haben diese Welten eigentlich mit uns zu tun?“ Diese Haltung teilt sie mit dem Dichter Elicura Chihuailaf, der zu dem Schluss kommt: „Die Welt fragt sich: Was tun mit der Menschheit?“ Andere Antworten laden dazu ein, die Beziehung des Menschen zur Welt zu überdenken. Der Dichter und Essayist Ricardo Domeneck rät zu einer Rückkehr zu den Wassern, um „von den Walen zu lernen“, während die Nishnaabeg-Intellektuelle Leanne Betasamosake Simpson noch einen Schritt weiter geht: „Singt zu den Wassern ... entgegen und trotz dieser Gegenwart.“ Ein Plädoyer, sich neu mit einer Welt zu verbinden – als Form des Widerstands.

Im Geiste eines die Zeitzonen und Kontinente umspannenden Dialogs hat das HKW den in Berlin lebenden Künstler, Fotografen und Aktivisten Wolfgang Tillmans eingeladen, sich mit diesen Antworten zu befassen, sie in Bezug zu seinen eigenen künstlerischen Vorstellungen zu setzen und für eine visuelle Intervention im Stadtraum zu interpretieren. Eine Auswahl der poetischen Text-Bild-Dialoge ist im Frühling 2023 auf Plakatwänden und anderen Werbeflächen in Berlin zu sehen: Die kommerzielle Infrastruktur wird zu einem Raum, der fundamentale Fragen über den Zustand der heutigen Welt ermöglicht.

Mit dieser Intervention verlässt das HKW die eigenen vier Wände und geht auf Berliner*innen aus allen Gesellschaftsschichten zu. Die Bilder und Texte lassen die Frage „Was tun mit der Welt?“ sowie ihre möglichen Antworten im Stadtraum nachhallen und regen zu vielfältigen Interpretationen an. Im Vorfeld der Wiedereröffnung des HKW im Juni versteht sich dieses Projekt als Gang nach draußen und als Einladung an die Öffentlichkeit, nicht nur ihre Kulturen, sondern auch ihre Welten mitzubringen.