Joshua Serafin, Künstler*in und Performer*in, bringt die gesellschaftlichen Auswirkungen, die psychologischen und physischen Brüche zum Vorschein, die durch Kolonialismus und Imperialismus verursacht wurden. Vor diesem Hintergrund beschäftigt Serafin sich mit indigenen und queeren Körperlichkeiten und Vorstellungswelten, um das Gefühl von Entwurzelung, mangelnder Zugehörigkeit und einem Dasein im Dazwischen zu thematisieren und gleichzeitig für sich zu reklamieren. Serafins Ansatz erinnert an die performativen Praktiken von marginalisierten Gruppen, die José Esteban Muñoz so überzeugend als „Disidentifikation“ beschrieben hat. Ausgehend von eigener Forschung und Positionierung untersucht Serafin beispielsweise in Miss (2020) das körperliche Vokabular und die Machtverhältnisse von Transgender- Schönheitswettbewerben auf den Philippinen und zeichnet deren religiöse und koloniale Dilemmata nach, die sich in der Darstellung von Klasse, race und Geschlecht offenbaren. Serafins Beitrag zu O Quilombismo ist der Film VOID, Teil der Trilogie Cosmological Gangbang (2021–24), der auf eine totale Nicht-Präsenz Bezug nimmt – und das damit verbundene Potenzial, etwas – was auch immer – zu werden: eine Situation, in der sich queere Subjektivitäten wiederfinden, wenn sie sich mit ihrer Tilgung aus Geschichte und Zukunft konfrontiert sehen. VOID ist eine Dualität: eine nichtbinäre, geisterhafte Gottheit mit Braunem Körper und alternativer Identität, sowie ihre eigene Repräsentation oder deren Fehlen. Sie bricht auf, findet Stärke in sich selbst und bietet Zuflucht in der indigenen Welt der Vorfahren und ihrer Queerness. Passender Modus hierfür ist der Mythos, der für die fluiden, vorkolonialen philippinischen Vorstellungen der Geschlechter charakteristisch ist, in einer mündlich über Generationen hinweg überlieferten Spiritualität.

Werk in der Ausstellung: VOID (2022), Videoinstallation, 10'. Regie und Kamera: Brandon Relucio und Davide Belotti, Ton: Alex Zhang Huntai. Courtesy Joshua Serafin

Eine Live-Performance von VOID findet am 23. Juni 2023 stattDie Live-Perpformance wird von den Advancing Philippine Studies der Humboldt-Universität zu Berlin unterstützt.