Im Kontext des Widerstandes der indigenen Mapuche-Kultur („Menschen der Erde“) in Chile und Argentinien thematisiert Bernardo Oyarzún in seiner Arbeit Erfahrungen mit Rassismus. Der Künstler, der selbst von den Mapuche abstammt, reaktiviert seit den 1990er Jahren ihre populären Praktiken und Ästhetiken, um das in ihnen geborgene Wissen zu bewahren – sei es in Handwerk, Erzählungen, kulinarischen Fertigkeiten, Ritualen oder Festivitäten. In Kilombo: Piwuchen nimmt die mythologische Gestaltwandler-Figur Piwuchen die allegorische Form eines Paradewagens an, wie er für die Welt des Karnevals typisch ist. Die bunte schlangenähnliche Figur, die auf Geschichten aus den Mapuche Gebieten und der Insel Chiloé im südlichen Chile zurückgeht, verkörpert eine indigene Vorstellungswelt, die in mündlicher Überlieferung über mehrere Generationen hinweg weiterlebt. Wie in seinem früheren Werk Kilombo (2012) erinnert Oyarzún an den afrikanischen Ursprung von Quilombo – was abgeleitet vom Kimbundu-Wort kilombo etwa Kriegslager bedeutet – und verknüpft den weltweiten kulturellen Widerstand indigener Gesellschaften mit dem der Nachfahren von Afrikaner*innen gegen den (Neo-)Kolonialismus. In Oyarzúns spielerischer, Vergangenheit und Gegenwart verbindender Kunst steckt immer auch eine Geschichte, die das Publikum weitergeben kann, um in der eigenen Community kreativen Wandel und Freude hervorzurufen.

In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Bernardo Oyarzún und HKW, mit Unterstützung durch das Ministerio de las Culturas, las Artes y el Patrimonio | Gobierno de Chile, 2023.

Werk in der Ausstellung: Kilombo: Piwuchen (2023), Skulptur, Pappmaché, verschiedene Materialien, 3 × 5 × 2 m. Courtesy Bernardo Oyarzún

El Médan, partizipative Performance von Bernardo Oyarzún zur Eröffung von O Quilombismo, 2–4 Juni 2023.