Radu Jude & Adrian Cioflâncă

Radu Jude und Adrian Cioflâncă, Still aus The Iași Trains 1941 – images and testimonies (2025). Courtesy microFILM
Radu Judes preisgekrönte Filme – darunter Aferim! (2015), Tipografic majuscul (Uppercase Print, 2020), Babardeală cu bucluc sau porno balamuc (Bad Luck Banging or Loony Porn, 2021) und Nu aștepta prea mult de la sfârșitul lumii (Do Not Expect Too Much from the End of the World, 2023) – zeichnen sich durch eine formal anspruchsvolle und oft provokative Auseinandersetzung mit Geschichte, Ideologie und Macht aus. Charakteristisch für Judes Werk ist auch sein eigenwilliger, subversiver Humor. In seinen Arbeiten verbindet er auf experimentelle Weise Archivmaterial, Essayfilm und Fiktion. Gemeinsam mit dem Historiker Adrian Cioflâncã realisierte Jude mehrere Projekte, in denen historische Dokumente und persönliche Zeugnisse als Ausgangspunkt filmischer Reflexion dienen. In Ieşirea trenurilor din gară (The Exit of the Trains, 2020) rekonstruieren sie etwa das antisemitische Pogrom von Iași im Jahr 1941 nahezu ausschließlich anhand von Bild- und Textquellen. Ihre Zusammenarbeit steht exemplarisch für ein ethisch-politisches Kino des Erinnerns. Für ihre neu in Auftrag gegebene zweikanalige Videoarbeit überarbeiteten Jude und Cioflâncã das Material, das sie für Amintiri de pe Frontul de Est (Memories from the Eastern Front, 2022) und Ieşirea trenurilor din gară recherchierten. Ausgangspunkt sind Fotografien aus einem Album des Regiments 6 Roșiori der rumänischen Armee aus den Jahren 1941 und 1942. Die Installation stellt diesen Bildern, die oftmals den banalen Alltag des Militärs dokumentieren, teils grausame Zitate von Offizieren gegenüber und legt so Zeugnis von der besonderen Geschichte des Holocaust in Rumänien ab.
In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von microFILM in Zusammenarbeit mit dem HKW, 2025
WERK IN DER AUSSTELLUNG: The Iași Trains 1941 – images and testimonies (2025), 2-Kanal-Videoinstallation, Farbe, Ton, 155' 24". Courtesy microFILM