Das indonesische Wort majemuk, das „vielfältig“ oder „zusammengesetzt“ bedeutet, bildet das Signum von Ariel William Orahs künstlerischer Forschung zur historischen Imagination der Bandung-Konferenz von 1955. Sie war die erste gemeinsame Konferenz afrikanischer und asiatischer Staaten in der modernen Geschichte. Die unabgegoltenen Ideale von Bandung – Solidarität, Koexistenz und Pluralität – stecken den Rahmen für Orahs Untersuchungen ab, die nach den Resonanzen dieser Visionen in der Gegenwart fragen.

Anknüpfend an Orahs Forschungsstipendium an der Akademie der Künste und an seine in der dortigen Ausstellung Every Artist Must Take Sides – Resonanzen von Eslanda und Paul Robeson gezeigte Installation setzt die Performance MAJEMUK: Extended Concert diese Erkundung fort. Als polyphonische und polyvisuelle Performance bildet diese Arbeit ein Echo der Ausstellung im HKW, welche die durch die aktuellen politischen und kulturellen Tendenzen der Faschisierung hervorgerufene globale Polykrise untersucht. Die Performance stellt die Frage, was es bedeutet, in der heutigen Zeit Pluralität zu praktizieren, und entfaltet sich dabei als eine Empathieübung im gemeinschaftlichen Zuhören: Wie können wir lernen, einander über unterschiedliche Frequenzen hinweg und von ungleichen Ausgangspunkten aus zuzuhören?

Diese Fäden werden klanglich durch zwei Sets von Bambusinstrumenten namens Angklung verkörpert – eines in sudanesischer Pentatonik, das andere an westliche Stimmungen angepasst. Ihre Klänge vermischen sich mit denen eines modifizierten Doppelhalsbasses und einer Gitarre, die Orah selbst gebaut hat und die er als klangliche Repräsentationen der Robesons versteht. Zusammen mit Sprachaufnahmen, die mit historischen deutschen Mikrofonen im Studio für elektroakustische Musik der Akademie der Künste aufgenommen wurden, erweitert sich das Werk im HKW zu einem achtkanaligen Klangfeld und einer mehrkanaligen Videoinstallation, die von Asarela Dewi, Orahs Kollegin von sōydivision, bearbeitet wurde. Es entwickelt eine Dialektik zwischen Reinheit als einem faschistisch grundierten ästhetischen Ideal und der Pluralität des Hörens und Sehens als Widerstandsstrategie.