Pluriversal Interstitia_Interfluid Localities ist eine transdisziplinäre und immersive Performance, die sich anhand von gesammelten, imaginären und aufgezeichneten Klängen, einem erweiterten Sprachbegriff, auswendig gelernten Bewegungen und einer großformatigen animierten Welle mit Fragen der Identität, Erinnerung, Zeitlichkeit und kultureller Frequenz auseinandersetzt. Sie ist inspiriert vom Konzept des „pluralistischen Realismus“ – der Idee, dass die Welt sowohl eins als auch viele ist, unvollendet und noch im Werden begriffen. In diesem Sinne positioniert die Performance das Mittelmeer als einen Raum koexistenter Realitäten und stellt sich die Region als einen Ort vor, an dem Geschichte und Zukunft einander überschneiden und weitab kolonialer Narrative miteinander verschmelzen. Mittels seines pluriversalen Ansatzes setzt sie das Mittelmeer in einen Fokus, der nicht von kolonialer Nostalgie und singulären Ursprungsmythen des sogenannten globalen Nordens oder Südens bestimmt wird. Stattdessen positioniert die Performance das Mittelmeer als Resonanzfeld, in dem starre koloniale Identitätsvorstellungen durch Fluidität in Frage gestellt werden.

In der Performance repräsentiert die animierte Welle einen lebendigen Körper der Möglichkeiten. Darin spiegelt sich das Prinzip der Quantenüberlagerung wider: So wie eine Welle aus der Überlagerung vieler Wellen besteht, existiert Identität in einem Zustand der Vielfältigkeit. Die Performance nimmt Bezug auf das Doppelspaltexperiment von Thomas Young (1773–1829), bei dem sich Quantenobjekte bis zu ihrer Beobachtung sowohl als Wellen als auch als Teilchen verhalten. Sie legt nahe, dass Identität auch in der Potentialität existiert. Im Rahmen der Performance ist jedoch nicht die wissenschaftliche Beobachtung (oder der wissenschaftliche Blick) ausschlaggebend, sondern vielmehr der Wunsch der Künstlerin, dieses Potenzial zum Kollabieren zu bringen. Zu diesem Zweck formt, verbiegt, reflektiert oder erschüttert sie bewusst ihre eigene Identität. Dieser Akt der Selbstdeterminierung zielt darauf ab, den Moment zu transzendieren, und schlägt eine fortlaufende Praxis der Hinwendung zur Dekolonialität vor: fließend, reversibel und fähig zu einer kontinuierlichen (Neu-)Formierung, die sich die Handlungsfähigkeit von westlichen Denkfiguren zurückerobert, die im Laufe der Geschichte das Selbst definiert und kategorisiert haben. Dementsprechend ist das Publikum nicht passiv, sondern wird Teil des Resonanzfeldes. Es ist zu gemeinsamen Frequenzen des Werdens eingeladen, die über die Unmittelbarkeit des performativen Moments hinaus widerhallen können.

Bei dieser Performance handelt es sich um ein fortlaufendes Projekt. Sie umfasst Musik aus houaïdas’ bald erscheinendem Debütalbum MEDITERRANÏA (2026), das die Klanggeschichten verschiedener Formen des diasporischen Futurismus aufgreift.