Eine Auswahl von Arbeiten des Workshops Generationenübergreifende Solidaritäten: Graphic Novels, der 2024 am HKW stattfand, erforscht die Ästhetik und die Möglichkeiten visueller Erzählungen bei der Beschäftigung mit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Teresa Casanueva, Ricardo Bacallao und Ibraimo Alberto, die alle drei biografische Verbindungen zu den ‚Bruderländern‘ haben, erzählten den Workshop-Teilnehmenden aus ihrem Leben, und diese Erfahrungen nutzten Kalina Mateeva, R. Stein Wexler, Rasha Chatta, Mirjam Kislat und Sara Alvarado, um Geschichte greifbar zu machen: Comics, Titelseiten und Plakate werden zum Mittel, um Zugang zu den Erinnerungen und Erlebnissen der ehemaligen ‚Vertragsarbeiter‘ zu finden. Intermediale Verbindungslinien erlauben es, individuelle und kollektive Erfahrungen im jeweiligen soziokulturellen Kontext zu verorten.

Unter Rückgriff auf Abstraktion, Fantastik und einen spekulativen Futurismus gelingt es Mateeva, eine Bildsprache zu entwickeln, die überkommene Vorstellungen der Vergangenheit infrage stellt und gleichzeitig konventionelle Ansätze des Storytellings über den Haufen wirft. Chatta befasst sich konkreter mit den Themen Postmemory, Migration und ihren alltäglichen Auswirkungen auf das Leben von Familien; die Arbeit fokussiert auf die Herausforderungen eines erzwungenen Ortswechsels in Bildern, die einen städtischen Linienbus und ein deutsches ‚Integrationspaket‘ darstellen. Kislat wiederum führt kollektive Erinnerungen zusammen, um eine Collage aus Scherenschnitten und sich überlappenden Umrissen zu schaffen. Die Werke von Alvarado und Wexler thematisieren die Beziehungen zwischen dem Alltag von Arbeitsmigrant*innen und dem öffentlichen Raum: anhand eines Plakats, das Text mit einer urbanen Landschaft verknüpft, beziehungsweise durch eine sparsam illustrierte Straßenszene. Sie loten Möglichkeiten aus, wie Räumlichkeit sich in Erzählungen, aber auch im Schweigen entfalten kann.

Generationenübergreifende Solidaritäten: Graphic Novels, HKW, Januar 2024
Workshopleitung: Hamed Eshrat mit Thu Hoài Trần

Werke in der Ausstellung: Sara Alvarado, Things are Looking Up (2024), Poster; Rasha Chatta, Neu in Deutschland? / New in Germany? (2024), Illustration; Mirjam Kislat, Löwen, Götter (2024), Collage/Illustration; Kalina Mateeva, Homebound (2024), 2 Illustrationen; R. Stein Wexler, They were all called Berolinastraße and they all look just the same (2024), Illustration; 6 Drucke, je 84,1 × 118,9 cm. Courtesy die Künstler*innen