Translation Practices at Tashkent Film Festival
Elena Razlogova
Keynote
Sa., 30.11.2024
15:30
Safi Faye Saal
Eintritt frei
Auf Englisch mit deutscher Simultanübersetzung
In dieser Keynote wird das Taschkent Festival als das ehrgeizigste mehrsprachige Filmübersetzungsprojekt seiner Zeit beschrieben. In Taschkent gaben Übersetzer*innen den Filmen mittels einer Live-Performance, die über die Originaltonspur in den Kinosaal eingespielt wurde, eine neue Stimme. Dolmetscher*innen übersetzten Filme, die in einer Reihe von Kolonial- und Indigenensprachen gedreht worden waren: zunächst über Lautsprecher ins Russische für das usbekische Publikum und die sowjetischen Teilnehmer, und dann über Kopfhörer von der russischen Übersetzung in die anderen offiziellen Sprachen: Englisch, Französisch und ab 1976 auch Spanisch und irgendwann auch Arabisch. Die sowjetischen Simultanübersetzer*innen ließen die Originaltonspur hörbar und erinnerten die Zuschauer*innen daran, dass sie eine fremde Sprache hörten, und halfen dem Publikum, sich mit dem Gezeigten zu identifizieren, indem sie etwa Witze und Obszönitäten in den lokalen Kontext umdeuteten. Geschickte Übersetzer*innen gestalteten die Filmdialoge in Echtzeit um, ohne dass die Festivalzensur dies bemerkte. Wie Elena Razlogova darlegt, ermöglichte das Übersetzungssystem von Taschkent, auch wenn es oft versagte, den Zugang zu einer noch nie dagewesenen Vielfalt von Filmen und verschaffte dem Publikum eine einzigartige Kinoerfahrung.