Zum Abschluss von Bwa Kayiman – Tout Moun se Moun gibt der multidisziplinär arbeitende Künstler Jean-Ulrick Désert eine mündliche Beschreibung der Sternenkonstellationen am 14. August 1791 über der damals als Kiskeya bekannten Insel (die von den Französ*innen als St. Domingue bezeichnet wurde). In dieser Nacht fand im Alligatorwald, dem Bwa Kayiman, der erste panafrikanische Kongress statt. Menschen aus afrikanischen Nationen, Indigene Völker der Karibik, Geister, Tiere, Insekten und Pflanzen entwickelten Strategien und riefen die Revolution ins Leben, aus der eine selbstbestimmte Schwarze Republik hervorging. Die Sterne über dem nahegelegenen Roten Berg müssen damals sichtbar gewesen sein und ihnen die Überzeugung vermittelt haben, gegen die Unmenschlichkeit der Sklaverei und für eine würdige Zukunft zu kämpfen. 

Durch die Perspektiven von Astronomie und Astrologie sowie mithilfe der digitalen Berechnungssysteme des 21. Jahrhunderts macht Désert die Spannungspunkte in diesem besonderen Himmelsbereich lesbar und produziert einen sie interpretierenden Text. Stand das Geschick der Ereignisse in den Sternen geschrieben? Désert erforscht diese divinatorische Lektüre mittels Live-Stimmaufnahmen und Bots. Der Künstler lässt sich dabei von einem spekulativen afrofuturistischen Interesse leiten, in die Vergangenheit zu reisen. Mithilfe eines quantischen Ansatzes, demzufolge die Ereignisse dieser spezifischen Nacht unweit im tieferen Universum genau jetzt stattfinden, versucht Désert, aus der Distanz des Jahres 2024 die Aktivitäten der Erde vor 233 Jahren zu ‚betrachten‘. 

Die Diagramme von Stars Above the Alligator Forest 19°45'N 72°12'W Sunday 14 August 1791 23:18 UTC sind während der Performance erhältlich.