Die Choreografin, Tanzpädagogin und Wissenschaftlerin Lēnablou gibt im Rahmen eines zweiteiligen Bewegungsvortrags Einsichten in ihre jahrzehntelange Forschung zum karibischen Tanz. Im Anschluss an einen theoretischen Überblick über die Bedeutung des Tanzes für die sozialen und organisatorischen Aspekte der Gemeinschaften in dieser Region widmet sich ein Praxis-Workshop den Techni'ka-Prinzipien, der Tanztechnik, die sie selbst auf Basis ihrer zwanzigjährigen Forschung zum Gwoka-Tanz entwickelt hat.

Im ersten Teil geht Lēnablou auf einige der kulturellen Komponenten von Gwoka ein. Sie verweist auf die guadeloupianische Philosophie des Widerstands, bigidi mé pa tombé, die ihre Bedeutung im Ungleichgewicht findet: stolpern, ohne zu fallen. Als Antwort auf die Manifestationen der Kontinuität kolonialer Geschichte repräsentiert Bigidi die widerstandsfähige Anpassung an die Unvorhersehbarkeit von Dingen, Wesen, Ereignissen und der Natur. Die Tanzformen und Rituale des guadeloupianischen swaré-léwòz, des martinikanischen swaré-bèlè, des guyanischen bal konvwé, des brasilianischen roda oder des haitianischen Vodou werden im flüchtigen Raum des lawonn lebendig. Im lawonn wird Gwoka praktiziert, er ist ein Schutz bietender und Verbundenheit schaffender sozialer und kreativer Ort, an dem die Afro-Nachfahr*innen ihre eigenen Codes und Symbole etablieren, und wird in Verbindung mit ihren Kulturen auf metaphysischer Ebene als eine ‚Gesellschaft‘ verstanden.

Im zweiten Teil widmet sich Lēnablou Techni'ka, einer Bewegungssprache, die die kulturellen Codes der Vorfahr*innen fördert und transversale karibische Werkzeuge für den Übertrag und die zeitgenössische Produktion bietet. Sie begünstigt die Geste des Bigidi und den daraus entstehenden bigidischen Körperzustand, da sie den Ausdruck der Bewegungen und die körperlichen Fähigkeiten jedes Individuums respektiert. Techni'ka wird unterstützt durch den rèpriz, den Baum des Lebens, der Begriffe wie Anpassung, Harmonie und Gleichgewicht hervorruft, sowie durch die Kunst des Fap-Fap, das heißt die Fähigkeit, aus dem gegenwärtigen Moment heraus etwas zu schaffen; ein Aspekt, der die emotionale und geistige Freiheit der tanzenden Person ausmacht. Im doppelten Grundsatz von Kontrolle und deren Abwesenheit fördert Techni'ka Kreation und Regeneration, während die Fundamente des Gwoka-Tanzes geehrt und bewahrt werden.

Mit Félix Flauzin und Allan Blou (Schlagzeug)