Seit der Gründung der Band im Jahr 1978 erzählen die Boukman Eksperyans von den gesellschaftlichen Wirklichkeiten der Haitianer*innen. Bei dieser Veranstaltung kommen LòLò und Manzé Beaubrun, Gründer*innen und Familienmitglieder, die noch heute mit der Band auftreten, mit ihrem Landsmann und Filmemacher Ésery Mondésir ins Gespräch und folgen dabei dem Sankofa-Prinzip: zurückschauen, um vorwärts zu gehen. Gemeinsam erzählen und reflektieren sie über einen Weg des Musikmachens, der sich parallel zu den religiösen und sozialen Praktiken des Vodou und Lakou ihrer Vorfahr*innen entwickelt hat, und über den tiefen Einfluss, den dieser auf ihre Communitys hatte. Ihre Songs, die Mizik Rasin (Roots-Musik) mit elektronischen Instrumenten und vielen anderen afro-diasporischen Rhythmen mischen, haben verschiedene Formen des spirituellen, politischen und sozialen Widerstands in Haiti inspiriert. Ihr Karnevalshit „Ke’m Pa Sote“ aus dem Jahr 1990 mit der kraftvollen Botschaft „Wir haben keine Angst“ wurde während der Militärregime des späten 20. Jahrhunderts augenblicklich zu einer Protesthymne, die den tiefgreifenden Beitrag der haitianischen Kultur hervorhebt, mit dem sie die anhaltenden Kämpfe für Freiheit, Gerechtigkeit und Würde verkörpert und prägt.

Der Name der Band verweist direkt auf Dutty Boukman, den Vodou-Houngan, der 1791 den revolutionären zeremoniellen Kongress Bwa Kayiman leitete. Diesem Ereignis widmete der haitianische Jazzmusiker Jowee Omicil sein 2023 erschienenes Album Spiritual Healing: Bwa Kayiman Freedom Suite. Beide, Boukman Eksperyans und Jowee Omicil, treten am Abend in einem Doppelkonzert auf, das gleichzeitig den Abschluss des Sonic Pluriverse Festivals des HKW und des zweiten Tages von Bwa Kayiman – Lakouzémi bildet. Ihre Musik drückt die miteinander verknüpften Resonanzen von Transzendenz und kollektiver Befreiung aus, die aus Ritual, Protest, Prozession und Karneval hervorgehen.