Die kolonialen, rassistischen und patriarchalischen Regime von Raum, Zeit und visueller Repräsentation haben die kapitalistische Moderne als ein imperiales Unternehmen konstituiert. Heute manifestieren sie sich in verschiedenen extraktiven Verfahren des Umgangs mit Zukunft: prognostische Algorithmen, Finanzspekulationen und Weltuntergangserzählungen. Im Gegensatz zu diesen totalisierenden, technodeterministischen Projektionen von Risiko und Hoffnung setzt „Counter-Futuring“ – der Entwurf von Gegenzukünften – auf Formen und Netzwerke von Praktiken, durch die sich materielle Bedingungen und normative Formationen neu konfigurieren lassen. Eine solche Geschichtlichkeit des Mediums bezeugt, dass es sich hierbei um einen stark umkämpften Schauplatz handelt. Ausgehend von Kodwo Eshuns Aufruf zur Entwicklung von Gegenzukünften untersucht Özgün Eylül İşcen in ihrer Keynote verschiedene Kunst-, Design- und Weltgestaltungspraktiken, die Techniken und Infrastrukturen für andersartige Formen der Imagination und des Commoning entwickeln, indem sie sich mit dekolonialen, feministischen, queeren, migrantischen und antirassistischen Kämpfen auseinandersetzen, die von den Vereinigten Staaten bis zum Nahen Osten reichen. Im Kern geht es um eine Reaktivierung der ästhetischen und politischen Potenziale des Computers mittels einer Wiederaneignung der Konzepte von Archiv, Information und Spekulation.