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AI: Ancestral Immediacies

Zum Zusammenhang von Zeiten, Wissen und Gegenwarten

Screenings, Performances, Gespräche, Vorträge, Installationen

28.–30.7.2023

Visual Ancestral Immediacies

AI: Ancestral Immediacies präsentiert Gespräche, Performances und Filme, die das vorherrschende Narrativ von artifizieller bzw. künstlicher Intelligenz (AI/KI) als einer körperlosen, universalen Superintelligenz hinterfragen.

Entgegen der technokratischen Vision von KI, der zufolge sie den Menschen entweder beherrschen oder zerstören wird, war KI, und Technologie im Allgemeinen, schon immer untrennbar mit kulturhistorischen Umständen und menschlichen Körpern verbunden. Sie entfaltet ihre Wirkungen nicht erst in irgendeiner fernen Zukunft, sondern diese sind bereits in der Gegenwart spürbar, etwa durch auf persönliche Profile abgestimmte gezielte Werbeschaltungen, oder wenn aufgrund (zweifelhafter) biometrischer Identifizierung der Zugang zu Wohnraum, Arbeit oder staatlichen Zuwendungen verweigert wird. KI entwickelt sich auf diese Weise aus reduktiven Kategorien und sozial generierten ‚Wahrheiten‘. Als Begriff, der eine Reihe technologischer und nicht-technologischer Praktiken umfasst, vermittelt KI ‚unsere‘ Beziehungen zu Zeit und Raum und Formen der Zugehörigkeit. Welche Vergangenheiten und welche Körper werden durch KI vermittelt und erfassbar gemacht? Welche materiellen und immateriellen Welten kommen in den Vordergrund, welche werden übersehen? An der Schnittstelle zwischen westlicher Gewissheit und quasi-religiösem Glauben fordern uns die ambivalenten und wandelbaren Auffassungsformen von Künstlicher Intelligenz mitsamt ihrer fleischlichen, versteckten, generativen, ungewissen Infrastruktur dazu auf, die Bedeutung von KI immer wieder neu zu formulieren, zu imaginieren und auszuhandeln. Da Zeit ein zentrales Paradigma ist, durch das KI "Sinn macht", werden im Rahmen des Wochenendprogramms zirkuläre, anzestrale und quantische Zeitformen herangezogen, um über parallele Gegenwarten und ihren Einfluss auf unsere Vorstellungen von Wissen und Gewissheit nachzudenken. Reformuliert als Ancestral Immediacies, bedeutet KI, alle Arten des Wissens der Gegenwart – und von dort ausgehend alle Beziehungen zu Vergangenheit und Zukunft – als Praktiken der Weltgestaltung zu begreifen, die sowohl technologisch als auch verkörpert sind. Es gilt, sie durch die spezifischen Orte und Umstände ihrer Entstehung zu verstehen, wie auch durch die Vergangenheiten, die sie geprägt haben.

AI: Ancestral Immediacies setzt auf Anzestralität – auf das vorausgegangene Wissen der menschlichen und technologischen Vorfahr*innen: als eine Technologie des kollektiven Wissens trägt sie plurale Vergangenheiten unmittelbar in die Gegenwart. Künstler*innen, Theoretiker*innen und Programmierer*innen diskutieren Möglichkeiten der Vorhersage und Zukunftsbildung anhand missachteter, kaum beleuchteter Vergangenheiten und Gegenwarten, und lassen dabei die Idee algorithmischer Eindeutigkeit hinter sich. Die Diskussionen werden ergänzt und begleitet durch visuelle Beiträge, Filme und immersive Performances, die KI in einer weitreichenden Geschichte des technologischen Extraktivismus und sozial-technologischer Weltgestaltung verorten und kontextualisieren. Welche Techniken der Prophezeiung und Vorausschau führen in welche Zukünfte? Inwiefern basieren rituelle Praktiken und Technologien der Wissensproduktion auf Mustererkennung? Und wie werden die vielfältigen althergebrachten und spirituellen Vermittlungen vergangener Zukünfte von technokratischen Visionen verhindert, ausgebeutet und zerstört? AI: Ancestral Immediacies unternimmt eine kritische Befragung der Entkopplung von Geschichten, ihren Körpern und den von ihnen erzeugten kollektiven Wissenssystemen.

Alle Veranstaltungen im Programm sind auf Englisch und werden am Samstag und Sonntag simultanübersetzt.