KI produziert Gewissheit, so scheint es zumindest. Betrachtet man sie aber im Verhältnis zu den Verstrickungen von Technologie mit der kolonialen Ethnografie, anthropologischen Taxonomien und anderen Formen der gesellschaftlichen Ordnung, so entlarven die verkörperten Metaphern von ‚künstlicher‘ Intelligenz, ‚neuronalen‘ Netzwerken und ‚halluzinierenden‘ Chatbots die zeitgenössische KI als ziemlich engstirnig. KI instituiert ein Verständnis von Welt, das von nur einigen wenigen kuratiert wird. Und doch lässt KI, die ein doppeltes Bewusstsein hat – es umfasst die für die KI-Infrastruktur tätigen Arbeiter*innen, aber auch jene, die von ihren Ergebnissen profitieren –, ständig Differenz durchsickern. Was, wenn Fehler und Störungen, sogenannte glitches, andere Welten wären, die für die meisten nicht greifbar, aber dennoch beharrlich präsent sind? Wenn wir die Beziehung der KI zur Gewissheit hinterfragen, können wir eine Vielzahl von Lesarten und Verkörperungen entdecken, die sich in der Gegenwart entfalten. Wie könnte uns Ungewissheit zu anderen Wissensformen leiten, die auf dem Körper beruhen und an marginalisiertes Wissen der Vergangenheit anknüpfen? Wie können wir die im politischen Denken und in der politischen Praxis vorherrschende lineare Zeit durch Heilung, Orakel oder Muster der Fürsorge ins Wanken bringen?

Mit diesen und anderen Fragen sollen Vorstellungen von Heilung, zeitgenössischen Menschenrechten und Medientheorie in eine Austausch gebracht werden. Wohl wissend, das KI an der Schnittstelle zwischen technologischen und religiösen Glaubenssystemen angesiedelt ist, erörtert das Podium plurale und diverse Wissensformen, die durch die Begriffe der Anzestralität und Spekulation, aber auch die orakelhafte­­n Praxis der Weissagung in Sorgepraktiken miteinander verwoben sind.