Die Intelligenz des Lebens: Zu einem neuen Verständnis von Geist, Maschine und lebendiger Umwelt
Ida Momennejad in Zusammenarbeit mit Iz A. Nettere
Lecture-Performance
Sa., 31.5.2025
19:00
Angie Stardust Foyer
Auf Englisch mit deutscher Simultanübersetzung
Eintritt frei

Courtesy of Ida Momennejad
Viele sprechen von Künstlicher Intelligenz als befände sie sich in der Cloud, dabei ist sie in Wirklichkeit materiell. Die Materie der KI erstreckt sich über Landflächen, sie verlangt nach Wasser, nach Kobalt, nach Silizium und Kupfer, nach Strom. Und doch ist die Materie der KI nicht lebendig, und ihre „Intelligenz“ benötigt weder Leben noch Lebendiges. Zugleich werden lebende Organismen und ihre Intelligenz auf die Fähigkeit zum Rechnen und zur Profitmaximierung in kurzsichtigen, fabrikähnlichen Nullsummenaufgaben reduziert. Dieses Verständnis von Intelligenz ist von Grund auf eng gefasst – und mit hoher Wahrscheinlichkeit selbstzerstörerisch. Es vernachlässigt die relationale ökologische Intelligenz des Lebendigen: von einzelligen Organismen und Bakterien bis hin zu Pflanzen und Tieren. Im Gegensatz zu diesen enggefassten und offensichtlich „toten“ Formen der Intelligenz stehen lebendige Systeme, die ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Erneuerung herstellen – mit zyklischem statt linearem Fortschritt, Homöostase statt Maximierung, kollektiver Anpassung und Gegenseitigkeit statt auf ein Nullsummenspiel hinauslaufender Konkurrenz. Von Mycetozoa und Myzelien bis hin zu Bäumen, Bibern und Menschen ist die Intelligenz des Lebens von Natur aus ökologisch.
Gestützt auf zwei Jahrzehnte multidisziplinärer Forschung – in den Bereichen der Philosophie, der Neurowissenschaften, des maschinellen Lernens und der Analyse kollektiver Dynamiken – schlägt Ida Momennejad vor, Intelligenz im Sinne des Lebens neu zu denken. Damit stellt sie utilitaristische Annahmen in Frage, die sowohl menschliche als auch nicht-menschliche Organismen zu bloßen Rädchen im Getriebe degradieren und mit KI umgehen, als sei sie immateriell. Diese Keynote, das begleitende Mycetozoa-Experiment und die Installationsarbeit mit Iz A. Nettere werfen ein Schlaglicht auf die Intelligenz des Lebens als Blaupause für die Neugestaltung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technologischer Landschaften im Einklang mit dem Lebendigen.