AJEJU: Estratégias coreográficas para engolir o mundo (Choreographic strategies to devour the world)
Ymoirá Micall
Performance
Fr., 30.5.2025
19:30
Bessie Head Foyer
Eintritt frei
Uma (2023). Courtesy of Ymoirá Micall
„Só a ANTROPOFAGIA nos une. Socialmente. Economicamente. Filosoficamente.“
(„Nur die Anthropophagie eint uns. Sozial. Ökonomisch. Philosophisch.“)[[1]
ESTRATÉGIAS COREOGRÁFICAS PARA ENGOLIR O MUNDO (Choreografische Strategien zum Verschlingen der Welt) ist eine afrofuturistische Interpretation von Oswald de Andrades Manifesto Antropofágico (1928). Parallel zur Gründung der Republik und der aufkommenden Industrialisierung versuchte das Manifest, einen genuinen brasilianischen Ausdruck von Modernität zu finden. In dieser Performance evoziert Ymoirá Micall das Wort AJEJU – ein Begriff aus dem Wortschatz des Pajubá, einem Soziolekt, der in den 1970er Jahren von Transpersonen übernommen wurde, um unter der Herrschaft der brasilianischen Militärdiktatur untereinander zu kommunizieren. AJEJU kommt von AJEUM, was Nahrung bedeutet und seine Wurzeln im Yoruba hat. Als Konzept bildet AJEJU eine Strategie, um sich im Dialog mit De Andrades Konzept der Anthropophagie einverleibend auf die Praktiken und Technologien der Transsexualität zu beziehen. In ihrer Performance übersetzt Ymoirá Micall Kompositionen lateinamerikanischer Körperlandschaften in choreografische Elementen, die auf die Ausdrucksformen der brasilianischen Trans- und Travesti-Community verweisen. So entstehen Ideen, die nicht nur ästhetisch, sondern auch politisch sind und den Fokus auf transzestrale Existenzen in der Kunst legen. Die Performance entwirft neue Imaginationen für Körper, die von kolonialen Hierarchien gezeichnet sind.
[1] Oswald de Andrade, „Das anthropophage ManifestCannibalist Manifesto“, in: ders., Manifeste, übers., hg. und kommentiert von Oliver Precht, Wien / Berlin: Turia + Kant 2016, S. 34–59, hier S. 35.