Der Aufstieg und Fall der Forschung zu neuronalen Netzen in den 1990er-Jahren kann als die „Pubertät“ der Künstlichen Intelligenz betrachtet werden. Heute, befeuert  von einer globalen Pandemie, scheint KI in ein goldenes Zeitalter ihrer Entwicklung einzutreten. Daher stellt sich umso dringender die Frage, wie die Auswirkungen dieser rasanten Evolution erfasst und reflektiert werden können. Ein zukunftsweisendes Ereignis aus den 1990er Jahren war die Veröffentlichung des apokalyptischen Science-Fiction-Anime Neon Genesis Evangelion (im Folgenden EVA genannt) im Jahr 1995. Die Serie setzt sich mit dem psychischen Chaos der Pubertät vor dem Hintergrund der Entwicklung neuronaler Netze auseinande und imaginiert darin zukünftige Verbindungen von Cyborgs und KI. Der Begriff „schizo“ (nach Guattari) deutet allerdings darauf hin, dass im EVA-Universum mehr verhandelt wird als pathologische Zustände. Begehren erscheinen hier nicht als Ausdruck von Mangel oder Dysfunktion, sondern als soziale Kräfte, die letztlich produktiv wirksam sind. „Schizo“ bezeichnet in diesem Zusammenhang kein Defizit und keine Neurose, sondern ein Begehren, das neue Wirklichkeiten hervorbringt.

Die beiden scheinbar weit voneinander entfernten Phänomene konvergieren im konzeptionellen Rahmen neuronaler Netzwerkmodelle, die allesamt auf eine KI-gesteuerte Zukunft hindeuten: Automatisierung. Noch bevor die KI das Stadium des „Mining“ erreichte, hatte EVA bereits (womöglich schlicht „zufällig“) vorausgesehen, dass das, was die KI letztlich erforschen sollte, nicht allein Daten, sondern das menschliche Bewusstsein und die menschliche Psyche sein würden – genauer gesagt das individuelle neuronale System, das die einzelnen Sinnesströme mit biochemischen Substanzen verbindet.

Die Keynote von Chieng-hung Huang und das anschließende Gespräch legen offen, wie KI aus den Perspektiven der neuronalen Plastizität und der dynamischen Feedback-Kybernetik verstanden werden kann.