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Start der Gesprächsreihe: Heimatisierung

18.3.2025

Heimatization

Das Ergebnis der letzten Bundestagswahl und Entwicklungen in Nachbarländern sowie im globalen Kontext machen deutlich: Der Rechtsruck erfordert eine starke, handlungsfähige Zivilgesellschaft und kluge Strategien des Widerstands. Hier knüpft die neue Gesprächsreihe Heimatisierung. Über Zugehörigkeit und Pluralität des Hauses der Kulturen der Welt (HKW) an.

Die Gesprächsreihe stellt Perspektiven auf die plurale Demokratie ins Zentrum, beleuchtet historische und aktuelle Modelle von Teilhabe und zeigt, wie kulturelle Verflechtungen unsere Gesellschaft prägen.

Wie lassen sich Heimaten schaffen? Wodurch werden Vorstellungen von Teilhabe produktiv und wirksam? Welche Vorbilder existieren, um sich in der Gegenwart zu beheimaten? Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen verbindet die Gesprächsreihe Heimatisierung zwei Gedanken: die Idee, dass man dem Wiedererstarken völkischer und radikal-nationalistischer Politiken die Realitäten der pluralen Gesellschaft entgegenstellen muss; und, damit verbunden, eine Rekonstruktion der unterschiedlichen Modelle von Zugehörigkeit, die in den vergangenen Jahrzehnten von vielen Menschen und Initiativen entwickelt worden sind und die deutsche Gesellschaft, Kultur und Politik maßgeblich beeinflusst haben. 

Heimatisierung rückt damit kulturelle und zivilgesellschaftliche Praktiken der Gegenwart in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Akteur*innen der pluralen Demokratie kommen miteinander ins Gespräch, erklären ihre jeweiligen Perspektiven auf Teilhabe und Zugehörigkeit und sprechen über Handlungsstrategien – von Diskriminierungskritik und dem Konzept der Desintegration über Initiativen von Schwarzen und jüdischen Menschen, Sinti*ze und Rom*nja bis zur Antifa.

Begleitet von einem Podcast und der Publikationsreihe 'haɪ̯maːtn̩ in Zusammenarbeit mit dem Merve Verlag verbindet Heimatisierung künstlerische, diskursive und gemeinschaftliche Praktiken zu einem vielstimmigen Gespräch, im Austausch mit einem breiten Publikum.

Angelehnt an Édouard Glissants Theorie der Kreolisierung erfasst der Begriff Heimatisierung den fortlaufenden Prozess kultureller Verflechtungen, der die Weiterentwicklung von Gesellschaften ermöglicht. Er zeigt auf, wie zentrale Impulse, die für die gesamte Gesellschaft relevant werden können, häufig von marginalisierten Gruppen ausgehen. In einer Zeit, in der diese zunehmend unterdrückt und weiter an den Rand gedrängt werden, macht Heimatisierung zu Unrecht oft übergangene Momente des demokratischen Miteinanders sichtbar. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie gerade unterschiedliche Perspektiven und Identitäten eine Gesellschaft bereichern, erweitern und nachhaltig transformieren. Und wie sich eine gemeinsame Zukunft, die von allen geprägt wird, denken und realisieren lässt.

Programm

Heimatisierung. Über Zugehörigkeit und Pluralität 
Gesprächreihe März-November 2025 

Donnerstag, 20. März 2025
Das postmigrantische Jahrzehnt
19:00
Safi Faye Saal
5 Euro
Auf Deutsch, Simultanübersetzung ins Englische und in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Mit Joshua Kwesi Aikins, Naika Foroutan, Shermin Langhoff, moderiert von Max Czollek und Ibou Diop

Der erste Termin der Gesprächsreihe Heimatisierung führt von den wilden Streiks der 1970er Jahre über die Straßenkämpfe der 1990er bis zu den Aktionen von Kanak Attak in den Nullerjahren. Der Weg zu einer postmigrantischen Gesellschaft war lang und voller Abzweigungen, Kämpfe und Neuanfänge. Es ist kein Zufall, dass die Idee zunächst in künstlerischen Räumen – vom Film über Hip-Hop bis zum Theater – ausformuliert und erst in einem zweiten Schritt wieder in politische Debatten und akademische Diskurse eingespeist wurde.

Heute gilt der postmigrantische Ansatz als ein zentrales Modell zum Verständnis der pluralistischen deutschen Gegenwart, das weder aus den Debatten um Ausgrenzung, Integration und Zugehörigkeit noch aus den vielen Versuchen einer Selbstdefinition der betroffenen Communitys wegzudenken ist. Über die gesellschaftlichen Realitäten im postmigrantischen Jahrzehnt diskutieren die Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan, der Politikwissenschaftler Joshua Kwesi Aikins und die Intendantin Shermin Langhoff mit Max Czollek und Ibou Diop, den Gastgebern der Reihe.

Mittwoch, 16. April 2025
(Post-) Ostdeutschland?
19:00
Safi Faye Saal
5 Euro
Auf Deutsch, Simultanübersetzung ins Englische und in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Mit Paula Fürstenberg, Peggy Piesche, Patrice G. Poutrus, Sergej Prokopkin, Olivia Wenzel, moderiert von Max Czollek und Ibou Diop

Donnerstag, 8. Mai 2025
Desintegration. Keine Juden* mehr für Deutsche! 
19:00
Weltwirtschaft Restaurant
5 Euro
Auf Deutsch, Simultanübersetzung ins Englische und in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Mit Jo Frank, Sapir Heller, Mirjam Wenzel, moderiert von Max Czollek und Ibou Diop

Weitere Termine der Gesprächsreihe:
Dienstag, 3. Juni 2025
Empowerment durch Widerstand. Sinti* und Roma* seit 1945

Mittwoch, 9. Juli 2025
War da was? Kolonialismus und die Erinnerungskultur

Samstag, 13. September 2025
Radikale Vielfalt als konkrete Utopie

Freitag, 24. Oktober 2025
40 Jahre jüngere Schwarze Bewegung. Teilhabe, Widerstand und Verantwortung

Dienstag, 11. November 2025
Wehrhafte Demokratie. Von Antifa bis Omas gegen Rechts

Das Projekt heimaten

Das Projekt heimaten zielt auf eine Neudeutung des Heimatbegriffs im Sinne der realen pluralen Zusammensetzung der Gesellschaft Deutschlands und startet ein auf vier Jahre angelegtes, deutschlandweites Programm. Das Projekt ist konzipiert vom HKW und den Ko-Kuratoren Ibou Diop und Max Czollek und wird von einem Netzwerk von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Kulturinstitutionen in den sechzehn deutschen Bundesländern sowie in Österreich und der Schweiz getragen.

25. - 27. April
Deberlinisierungskonferenz 

140 Jahre nach der sogenannten Berliner Konferenz 1884/1885, die maßgeblich war für die Ausbeutung und willkürliche Aufteilung des afrikanischen Kontinents durch die Kolonialmächte – findet im Rahmen von heimaten am HKW die Deberlinisierungskonferenz statt. Basierend auf einem Konzept des Künstlers Mansour Ciss Kanakassy widmet sie sich der Frage, wie sich Dekolonisierung präzisieren und konkret umsetzen lässt. Musiker*innen, Dichter*innen, Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und Prakter*innen aus verschiedenen Disziplinen kommen zusammen, um über das Konzept der Deberlinisierung sowie deren kulturelle, politische, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen zu diskutieren. Ihre Ansätze und Thesen werden anschließend in einer umfangreichen Festschrift dokumentiert.

September
heimaten Festival

Angesichts des Rechtsrucks in politischen Institutionen und eines Klimas zunehmender Diskriminierung ist klar: Die Zivilgesellschaft muss gestärkt werden und gemeinsam agieren. Das heimaten Netzwerk ist eine Struktur, die das ermöglicht. Der Zusammenschluss von über dreißig Kultureinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Initiativen richtet unter anderem im September 2025 das dezentrale heimaten Festival aus, mit zahlreichen Veranstaltungen in allen deutschen Bundesländern sowie in Österreich und der Schweiz.

Mehr zum Projekt heimaten und unserem Jahresprogramm finden Sie hier.

Partner

Heimatisierung wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) 

Heimatisierung ist Teil von heimaten, gefördert durch Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Informationen zum Besuch

Öffnungszeiten
Mi.–Mo. 12:00–19:00
Freier Eintritt immer montags.
Längere Öffnungszeiten an Veranstaltungstagen

Kinderbetreuung mit Programm
Das HKW bietet zu vielen Programmen kostenlose Kinderbetreuung an. Weitere Informationen auf hkw.de

Aktuelle Informationen zu Besuch und Zugänglichkeit. ­

Das Restaurant Weltwirtschaft ist täglich geöffnet von 12 bis 24 Uhr.

Kontakt

Jan Trautmann

Pressesprecher
Lead Communications Officer
Haus der Kulturen der Welt (HKW)
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin

T: + 49 (0) 30 397 87 157
presse@hkw.de