Tanz

Im Bade wannen / furu-zoom

Susanne Linke / Yumiko Yoshioka

Mo 11.4.–Di 12.4.2005
Mo 11.4.2005
20.30h
Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 10 Euro
Di 12.4.2005
20.30h
Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 10 Euro

Eine außergewöhnliche Begegnung von zwei Protagonistinnen einflussreicher Strömungen des zeitgenössischen Tanzes: Susanne Linke als Pionierin des deutschen Tanztheaters, Yumiko Yoshioka als profilierte Tänzerin des Butoh.


Susanne Linke, Im Bade wannen

Im Bade wannen zählt seit der Premiere Anfang der 80er Jahre zu den Inkunabeln des Deutschen Tanztheaters.

"Die Badewanne, die sie mit einer solchen Putzwütigkeit wienert, ist ihr eben mehr als eine Badewanne. Sie wird für sie zum Objekt ihrer heimlichen Lüste, zu einem Gegenstand ihrer Befriedigung, der ihre Gefühle mehr und mehr vereinnahmt, dem sie zuletzt regelrecht verfällt." Basler Zeitung, 4.5.1982

"Stärker das Frauenporträt "Im Bade wannen", dessen Spannung allein aus der Auseinandersetzung mit einer Badewanne lebt - zwischen Putzwut und Resignation, Melancholie und Aufbegehren. Die Wanne wird zum bewegten Objekt, an dem sich die Frau abarbeitet, das sie zu verschlingen droht und doch auch etwas wie eine embryonale Geborgenheit vermittelt. Am Ende stürzt sie in den Gegenstand ihrer Neugier und Ängste hinein, der sie im Umschlagen gleich wieder ausspeit, die Frau wie ernüchtert aus einem (Alp-)Traum erwachen lässt." ballett international, Juni 1983

"Sie nähert sich ambivalent einem Objekt, einer Badewanne. Zwischen Furcht und Neugierde pendelnd, schreitet sie zunächst kerzengerade, umkreist es dann in steigendem Tempo, hält inne in einem Wechselbad von Kraftlosigkeit und erneuerter Konzentration. Sie beginnt, sich das Objekt anzueignen, schwenkt es herum, Taucht kurz in das Innere, fällt zurück, steigert die Versuche mit äußerst angespanntem Körper und springt schließlich, nur halb bewußt, in die kippende Wanne. Kein Triumph: Vielleicht erschöpft, vielleicht erschrocken, jedenfalls reglos verharrt sie, rollt langsam heraus und bleibt abgewandt liegen." Frankfurter Neue Presse, 20.11.1984


Yumiko Yoshioka, Furu Zoom (Uraufführung)

Yumiko Yoshioka hat die surrealen und magischen Abgründe des Körpers erforscht. Sie bewegt sich in einer beständigen Metamorphose, durch die sie die groteske Seite des Körpers, den Grenzbereich des Gestischen in der Performance auslotet. Dabei geht es immer neu um die Öffnung von Horizonten, den Ausbruch aus sozialen und individuellen Mustern. Ein großangelegter Versuch der Emanzipation auch aus Bildern vorgegebener Schönheit. In dem Fortschreiben der Butohtechnik ins 21. Jahrhundert verfolgt sie die Idee der "anderen Seite" von Schönheit bis in die Gegenwart. Furu Zoom, eine Auftragsproduktion des Hauses der Kulturen der Welt, ist ihr jüngstes Projekt im Dialog mit dem Bildhauer Joachim Manger.

"Zoom ist das Heranholen, die Nahbetrachtung. Furu Zoom bezieht sich auf verschiedene japanische Bedeutungen: Eine Zaubertat. In dem man etwas erschüttert, bekommt es Lebenskraft, Lebensenergie, wird aktiviert. Furu bedeutet aber auch schwingen, schweben, verrückt werden, kein Maß kennen, zu weit gehen, Verrücktheit (wie besessen). Eine weitere Bedeutung ist: Etwas fällt vom Himmel, wie Schnee und Regen. Eine plötzliche Erscheinung, das Ungeahnte, die Entstehung, das Geschehen, die Erzeugung. Außerdem bedeutet es, alt werden, gebrauchte Dinge aus zweiter Hand, das Altern an sich.

Bei Furu Zoom geht es um die Transformation der Schönheit im Zusammenhang mit dem Altern: Eine Essen, das lecker vor uns steht und uns anlacht, aber nicht gegessen wird und wartet. Der Transformationsprozess beginnt. Aus dem Essen entsteht etwas Unansehnliches, etwas Ekliges wie Schimmel. Nun wird alles sehr nah herangeholt (gezoomt). Hier wird die pure Schönheit des Schimmelpilzes deutlich. Wir wollen das Spannungsfeld während der Veränderung betrachten, Hier treffen dann die Bedeutungen von furu aufeinander."

(Yumiko Yoshioka und Joachim Manger)

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