Gespräche sind ein Eckpfeiler des diskursiven Segments des Sonic Pluriverse Festivals: Terapia. Durch die Förderung des Dialogs spielen diese Diskussionen eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung eines wesentlichen Kontexts für nachfolgende Konzerte, aber auch bei der Verstärkung von Stimmen und der Artikulation von Erfahrungen, Themen und Klängen, die marginalisiert oder übersehen wurden. In dieser Reihe schaffen Künstler*innen des Sonic Pluriverse Festival eine Plattform, um über ihre Praktiken zu diskutieren und mit Gastkünstler*innen in einen Dialog zu treten, um gemeinsame Erfahrungen zu besprechen und klangliche Erkenntnisse mit dem Publikum auszutauschen. Diese Live-Gespräche werden aufgezeichnet und archiviert, um einen Beitrag zu den Veröffentlichungen des Festivals zu leisten und eine vierteilige Podcast-Serie zu produzieren. 

Dieses Gespräch lädt Ilê Aiyê und Ghostpoet ein, um über die Überschneidung von Musik, Identität und kulturellem Erbe zu diskutieren, wobei der afro-brasilianische Bloco (Straßenfest) im Mittelpunkt steht. Ilê Aiyê zelebriert das afrikanische Erbe durch Rhythmus, Tanz und gesellschaftliches Engagement, während Ghostpoet für seine introspektiven und sensiblen Texte und seinen genreübergreifenden Sound bekannt ist. Durch den Austausch von Erfahrungen und Geschichten offenbaren die beiden künstlerischen Beiträge eine gemeinsame Erfahrung: die von historischer Vertreibung und anhaltender Migration sowie die Art und Weise, wie ein Ort und eine Kultur künstlerische Ausdrucksformen prägen.

Sowohl Ilê Aiyê als auch Ghostpoet nutzen ihre Plattformen, um die komplexe Geschichte von Enteignung und Ermächtigung zu verarbeiten und einen Raum für die Reflexion über die afrikanische Diaspora zu schaffen. Ausgehend von der Widerstandsfähigkeit der Musik von Ilê Aiyê entwickelt sich die Diskussion darüber, wie der Klang einen Kontext für die Identitätsbildung bieten kann. Das Gespräch veranschaulicht auch, wie die beiden Künstler zum andauernden Kampf um kulturelle Anerkennung und Bewahrung des afro-diasporischen Erbes beitragen.

Dr. Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet
Dr. Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet ist Künstler, Musiker, DJ und Kurator mit nigerianischem Hintergrund, der eine berauschende Mischung aus afro-diasporischen Klängen spielt, die ihre Ursprünge in seiner Londoner Kindheit und seinen Reisen in die ganze Welt haben. Seit 2021 erweitert Ghostpoet den Bereich seiner kreativen Praxis, indem er die bildenden Künste als neue Ausdrucksform sowie aktivistische Form einsetzt.

Ilê Aiyê 
Die 1974 im Viertel Liberdade in Salvador (Bahia) gegründete Gruppe Ilê Aiyê ist ein musikalisches Kraftwerk, das für seine einzigartigen afro-brasilianischen Rhythmen und mitreißenden Auftritte gefeiert wird. Ursprünglich als eine ausschließlich für Schwarze Menschen gegründete Karnevalsgruppe entstand Ilê Aiyê als Reaktion auf den systemischen Rassismus, der der Gruppe bei der Teilnahme am offiziellen Karnevalsumzug der Stadt entgegenschlug. Inspiriert von den Black-Power- und Black-Panther-Bewegungen ist Ilê Aiyê darum bemüht, das afrikanische Erbe zu ehren und zugleich sozialer Ungerechtigkeit zu trotzen.

Ilê Aiyês Performances fesseln in einer ikonischen Verschränkung von aufwendigen Kostümen, choreografierten Tänzen und elektrifizierender Energie das Publikum in Brasilien und auf der ganzen Welt. Von der Karnevalsgruppe ist Ilê Aiyê zu einer kulturellen Institution und einem Symbol des afrobrasilianischen Stolzes gewachsen. Die Organisation veranstaltet kulturelle Events, wie etwa Musikfestivals, Tanzperformances und Bildungsprogramme – alle mit dem Ziel, Schwarze Kultur zu fördern und ein tieferes Verständnis von kultureller Identität und Einheit in der Community zu stiften.