Als einer der ersten afro-brasilianischen Künstler*innen, die in der internationalen Kunstwelt ein markantes Profil entwickelten, lenkte der autodidaktische Maler und Bildhauer Rubem Valentim die Aufmerksamkeit der Welt auf die Symbolik des Candomblé und anderer afro-brasilianischer spiritueller Praktiken, die von versklavten Yoruba-Völkern aus Westund Zentralafrika nach Abya Yala gebracht wurden. In der Emblema-Serie greift Valentim die westliche Hinwendung zu Abstraktion und Konkretismus in der Mitte des Jahrhunderts auf, indem er die vorherrschende Ästhetik mit verschiedenen Elementen afro-atlantischer Symbolik und Diagrammen, die sich historisch auf die Orishas (Yoruba-Geister) beziehen, verbindet und verwandelt. Valentims Bildsprache widersetzt sich dem Anspruch der Avantgardisten auf Neuheit, indem er ihre Methoden an brasilianische Bezugspunkte knüpft: auf der eine Seite das Land und die Menschen, deren Kultur die afro-brasilianischen Küsten Bahias dominiert, auf der anderen diejenigen, die im nationalen Diskurs oft vernachlässigt werden. Valentims Arbeit respektiert und feiert die kulturelle Komplexität Brasiliens, nähert sich der altehrwürdigen Candomblé-Praxis durch eine mathematische Sprache, die den exotistischen Bezugsrahmen in Frage stellt und in Dialog mit spirituellen Welten tritt.

Werk in der Ausstellung: Emblema V (1973), Malerei, Acryl auf Leinwand, 120 × 73 cm. Courtesy Estate Rubem Valentim, Mendes Wood DM, São Paulo, Brüssel und New York