Mit seiner Kunst, die konsequent Verschränkungen zwischen Queer-Sein, Spiritualität und dem männlichen afrikanischen Körper untersucht, avancierte Rotimi Fani-Kayode zu einer einflussreichen Figur in den Schwarzen britischen Fotografie-Kreisen der 1980er Jahre. Sonponnoi zeigt den Oberkörper und die Oberschenkel eines jungen Schwarzen Mannes, bemalt mit schwarzen, weißen und rosafarbenen Flecken; die Hände halten fünf brennende Kerzen. Skulpturale Darstellungen von Ṣọ̀pọ̀na – Yoruba-Gott der Erde und der Krankheit –, auf den sich der Titel des Werkes bezieht, zeigen ihn oft von farbigen Flecken bedeckt. Doch Ṣọ̀pọ̀na ist in der Yoruba-Mythologie auch der Gott der Heilung – was gängige Gegensatzpaare wie gesund/ krank infrage stellt. Eine der letzten Arbeiten von Fani-Kayode, Every Moment Counts, zeigt den gekrümmten Rücken eines jungen Schwarzen Mannes – eine Haltung, die ihn besonders verwundbar macht für die Blicke anderer. Eine Hand, die, zwischen seinen Beinen hervorkommt, packt von unten seinen Hintern. Die weiße Maske, die an den Habitus von Pestärzten im 17. Jahrhundert erinnert, unterstreicht nicht nur die Bedrohung, die AIDS in den 1980er Jahren für die queeren Communitys darstellte, sondern auch das doppelte Stigma, das Schwarzen queeren Menschen anhaftete. Die mutige Subversion von Yoruba-Symbolen und -Bedeutungssystemen eröffnet queeren Afrikaner* innen bis heute einen Horizont der Freiheit.

Werke in der Ausstellung: Every Moment Counts (1989), Fotografie, 120 x 120 cm; ohne Titel (1987–88), Fotografie, 120 x 120 cm; ohne Titel (1987–88), Fotografie, 120 x 120 cm. Courtesy The Walther Collection, Neu-Ulm