Seit mehr als einem Jahrzehnt experimentiert die Künstlerin und Designerin Nontsikelelo Mutiti mit der afrikanischen Art des Haarflechtens als einer Kulturtechnik, die in spezifischer Ästhetik und Wissen wurzelt. Das Flechten ist eine althergebrachte Praxis, um soziale Rollen und Zugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen, diente aber auch zur Erstellung geheimer Landkarten, die die Flucht aus der Versklavung ermöglichten – Haarsträhnen wurden zu politischen Routen der Emanzipation. In der Black-Power-Bewegung der 1960er Jahre wurden geflochtene Haare in der gesamten afrikanischen Diaspora zu einem Symbol für afrikanische Schönheit, Stolz und Selbstbestätigung, eine Sprache, die sich der Kolonisierung und erzwungenen Migration widersetzte. Mutitis Arbeiten, die auf Mustern und Wiederholungen basieren, greifen auf das mathematische Wissen des Flechtens zurück, um neue Muster und Rhythmen zu entwerfen, vergleichbar einem Akt algorithmischer Berechnung. Inspiriert von Friseursalons, in denen Braids geflochten werden – als Orten der Gemeinschaft, der Identität und der generationsübergreifenden Wissensweitergabe –, schafft Mutiti mit ihrer Arbeit einen öffentlichen Raum, in dem sich Menschen begegnen können. In die Ausstellungsräume des HKW interveniert sie mit einer Bodenmalerei, breitet Motive geflochtener Braids als Symbole der Befreiung aus. Damit legt ihre Arbeit ein neues Fundament und animiert das Publikum, die Muster zu dekodieren und Flechtpraktiken als Form des dynamischen Widerstands und der Lebensfreude zu feiern.

In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Nontsikelelo Mutiti und HKW, 2023

Werk in der Ausstellung: Kubatana (togetherness / unity / connecting / touching / holding) (2023), Bodenmalerei, Bodenfarbe und lasergeschnittene Schablonen. Courtesy Nontsikelelo Mutiti