Das Museu de Arte Negra (MAN) wurde 1950 in Rio de Janeiro vom Teatro Experimental do Negro unter der Leitung von Abdias Nascimento gegründet. Das der Kunst und Kultur von Menschen afrikanischer Abstammung gewidmete Museum ging aus dem ersten Congresso do Negro Brasileiro als museologischer Arm des Kampfes gegen Rassismus und epistemische Gewalt hervor. Wie andere Praktiken, die die Philosophie des Quilombismo lebendig werden lassen, stellt das MAN die kolonialen Strukturen der modernen Kunst in Frage und bietet einen Raum für Künstler* innen, die bewusst ignoriert wurden oder deren Kunst auf ethnografische Artefakte reduziert wurde. Es prangert die Plünderung afrikanischer Kunst durch westliche Museen an und beschäftigt sich mit der Frage, wie man sich von den Vorurteilen befreien kann, die in den Diskursen über „primitive“ oder „naive“ Kunst mitschwingen, um afrikanischer Kunst den gleichen Status wie moderner Kunst zuzugestehen. 1955 organisierte das MAN den Wettbewerb Cristo Negro, an dem mehr als hundert Künstler*innen teilnahmen, die sich den „entfremdenden ästhetischen Standards des Weißseins“ in einem Akt der Rückaneignung widersetzten. Zu einer Unterbrechung der Aktivitäten des MAN kam es, als Nascimento 1968 aufgrund der Repressionen der Diktatur ins Exil ging. Seit 1981 ist die Sammlung der etwa fünfhundert Werke im IPEAFRO untergebracht, das Nascimento nach seiner Rückkehr nach Rio de Janeiro gründete, um die quilombistische Agenda kultureller Affirmation weiterzuverfolgen.

Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) dankt IPEAFRO/ Afro-Brazilian Studies and Research Institute für die Zusammenarbeit.

Auswahl von Kunstwerken aus der Sammlung: Digitale Diashow (2023). Courtesy Instituto de Pesquisas e Estudos Afro-Brasileiros (IPEAFRO), Rio de Janeiro