Dass der Körper ein Ort des Diskurses und der Befragung ist, ist für Moisés Patrício, einen initiierten Candomblé-Priester, keine bloße Metapher: Er hat seine eigene Hand zu seinem wichtigsten künstlerischen und spirituellen Medium und Material gemacht. Seit 2004 liest Patricio aus seiner Hand und öffnet sie für andere Wesen und Objekte, die sie aktiviert, indem seine Hand ihnen einen Platz gewährt und deren Aussagen und Botschaften der Menschheit und den Geistern anbietet. Trotz der Geschichte von Entrechtung, Entmenschlichung und Unterwerfung haben afrikanische Völker und ihre Nachkommen auf der ganzen Welt versucht, den Geist von Opfergaben am Leben zu erhalten, seien sie materiell oder immateriell, wie zum Beispiel den „Pakt der Freude“, von dem Patrícios Großvater ihm oft erzählte. Und wie die Vorfahren immer wieder betont haben, geht mit diesen Opfergaben nicht die Erwartung einer Gegenleistung einher – sie sind ein Opfer für das Universum. Als eine Gabe, die nicht transaktional ist – im Unterschied zu den kolonialen, extraktivistischen und kapitalistischen Modellen des Gebens, die eine vielfache und unverhältnismäßige Gegenleistung verlangen –, stellt die Fotoserie Aceita? den Betrachter*innen, den Menschen auf der ganzen Welt die Frage, ob sie bereit sind für ein nicht-transaktionales Weltsystem, das Großzügigkeit allein um der Großzügigkeit willen verkörpert und den Profit hinter sich lässt.

Werk in der Ausstellung: Aceita? [Do you accept?], (seit 2013), Fotoserie, 50 × 50 cm. Courtesy Estudio Ikoritá