Die Siddi-Communitys, die an der Westküste Indiens leben, stammen ursprünglich aus den östlichen Regionen des afrikanischen Kontinents. In ihre heutigen Siedlungsgebiete kamen sie im Laufe des vergangenen Jahrtausends unter unterschiedlichsten Umständen: als Händler*innen entlang der somalisch-indischen Handelsrouten (abgelöst von der Swahili-indischen Route), als Seeleute, Söldner, Aristokrat* innen, aber auch als Versklavte. Zum Erbe der Siddi in Indien zählen die Königshäuser von Bengal, Ahmadnagar und Janjira neben vielen weiteren politischen und militärischen Führungspersönlichkeiten. Mehrere Siddi-Communitys haben erfolgreich in Indien kastenlose Gesellschaften aufgebaut, deutlich egalitärer als die dominanten Strukturen ihrer Umgebung. Die Frauen haben eine eigene Quilt-Kunst entwickelt: Sie ist ständig im Wandel, hat eine detailreiche, beeindruckende Form lebendiger Abstraktion entwickelt und beruft sich auf keine andere kunsthistorische Genealogie. Die textilen Werke erinnern an Quilt-Praktiken in verschiedenen afro-diasporischen Gemeinschaften in den Amerikas, sprechen aber eine ganz eigene künstlerische Sprache. Dazu gehören verschiedene ästhetische und Schutz bietende Strategien, wie die Muster an den Ecken, die als Amulette und Sicherheit versprechende Formen dienen sollen.

Werk in der Ausstellung: ohne Titel (2023), Textilarbeit, handgenähter Siddi Kavand (afrikanischindischer Quilt) mit Stickerei, 140 × 226 cm

Quilts von Bastin Santan Diggekar, Shakirambi Ganishab Tattongi, Bibijan Babushab Gunjavathi, Badimabi Gafarsab Ugrani und Saidambi Imamasab Naik sind in der Mrinalini Mukherjee Halle zu sehen.