Im gerade unabhängig gewordenen Simbabwe aufgewachsen, entwickelte Georgina Maxim eine künstlerische Praxis, die sich der Wiederbelebung von Erinnerungen und dem kollektiven Aufschreiben von bisher unerzählt gebliebenen Geschichten widmet. Zunächst um das enge Band zu ihrer verstorbenen Mutter zu stärken, dann als Werkzeug, um geschichtliche Fäden aus Vergangenheit und Zukunft zu knüpfen. Maxim vernäht Textilien aus Simbabwe mit der Kleidung verschiedener Menschen zu Wandteppichen, die Zeugnis von ihrer Zeit ablegen, aber auch metaphorisch für die Vergänglichkeit des Lebens und die fragile Präsenz des Menschen auf dieser Erde stehen. Die in den Traditionen des afrikanischen Kontinents und der ganzen Welt zu findenden Praktiken des Nähens und Webens gehen oft mit der Herstellung von Kleidungsstücken mit symbolischer Bedeutung einher, die in Initiationsritualen oder anlässlich von Übergängen wie Geburt, Heirat oder Tod verwendet werden. Hände, die mittels solcher Praktiken Erinnerungen verweben, müssen sorgfältig, geduldig und widerstandsfähig sein. Als Beitrag zur physischen Umgebung des HKW und zu den kollektiven Erinnerungen, die von O Quilombismo aufgeworfen werden, drapiert Maxim zwei der Säulen am Haupteingang mit ihren majestätischen Wandteppichen, und damit auch mit der Sorgfalt, Liebe und Widerstandsfähigkeit, die in ihnen stecken. 

In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Georgina Maxim und HKW, 2023

Werke in der Ausstellung: Borrowed books and underlined statements I (2023), Textilarbeit, 325 × 270 cm; Borrowed books and underlined statements II (2023), Textilarbeit, 214 × 315 cm. Courtesy Georgina Maxim