Bruno Zhu ist ausgebildeter Modedesigner. Seine künstlerische Praxis entwickelte er in A Maior, dem Modeund Haushaltswarengeschäft seiner aus China ausgewanderten Eltern im portugiesischen Viseu. A Maior gab nicht nur den Anstoß für seine Arbeit, sondern Zhu kuratierte dort auch Ausstellungen mit den Angestellten sowie mit lokalen und internationalen Künstler*innen. Zhus vielfältige Kunstpraxis umfasst Textilien, Fotografie, Installation und Text. Sie greift auf subtile Weise ebenso vielfältige Themen auf: Begehren, Konsum, Kommerzialisierung und Rassifizierung des Selbst, Objektivierung und Autofiktion. In jüngster Zeit haben sich Fragen der Identitätspolitik, des Rassismus und der portugiesischen Kolonialgeschichte im Licht seiner eigenen Erfahrungen in der portugiesischen Kunstszene zu einem zentralen Aspekt in Zhus künstlerischer und schriftstellerischer Arbeit entwickelt. Auch die Mode spielt nach wie vor eine tragende Rolle: Der Künstler nutzt Kleidung, um Scheitern und Ende von Leben, Auftreten, Bewegung und Waren zu erforschen, aber auch als Vehikel für Reinkarnationen. Man in the Closet ist ein solches Werk, das die Spannungen der (Un-)Sichtbarkeit und die Weigerung, sich in bestimmte Kategorien oder Identitäten einordnen zu lassen, evoziert und zugleich als fast totemistische Figur fungiert – die aus der persönlichen Erfahrung des Künstlers abgeleitet ist und auf Elemente queerer Kultur verweist.

Werk in der Ausstellung: Man in the Closet (2017–23), Textilarbeit, Herrenhose, Wollsocken, Leinwand, Gazetuch, variable Maße. Courtesy Bruno Zhu