Albert Artwell, bekannt für seinen unverwechselbaren flächigen und illustrativen Stil, gilt als Mitbegründer der jamaikanischen intuitiven Malerei. Häufig gab er bekannte biblische Szenen wieder, aber mit einem Sinn für Humor und Situationskomik, der den überlieferten Beschreibungen jener Szenen abgeht. Sein Werk wurde oft als Art brut verkannt, eine Einordnung, die das scharfe Auge des Künstlers für Sozialkritik außer Acht lässt. Eines der hier gezeigten Gemälde, das häufig als Black Star Liner bezeichnet wird, zeigt ein schwarzes Schiff, das gerade in See sticht, wahrscheinlich in Richtung Afrika. Die Passagier*innen sitzen in komischer Ernsthaftigkeit, in Erwartung ihrer „Rückfahrt“. Artwell bezieht sich ironisch auf die berühmte Back-to-Africa-Kampagne, mit der der jamaikanische Schwarze Nationalist Marcus Garvey Anfang des 20. Jahrhunderts Afro- Amerikaner*innen auf den afrikanischen Kontinent umsiedeln wollte. Die Kampagne scheiterte, weil Garvey die Eigenständigkeit seiner Zielgruppe unterschätzt hatte: Die Menschen hatten kein Interesse daran, in ein fernes, ihnen unbekanntes gelobtes Land zu reisen. Sie kämpften lieber dort, wo sie lebten, für eine freie Gesellschaft.

Werke in der Ausstellung: Judgement Day (1979), Gemälde, Öl auf Hartfaserplatte, 60 × 116 cm. Courtesy David Boxer/Onyx Foundation; ohne Titel (Red, Green and Gold Boat) (o. J.), Malerei, Acryl auf Hartfaserplatte, 62 × 62 cm; ohne Titel (Black Star Liner) (o. J.), Malerei, Öl auf Leinwand, 48 × 64 cm. Courtesy Josef Forstmayr