Subversive Stimmen einstellen: Protest, Widerstand und soziale Allianzen durch radiophone Grassroots
Guely Morató Loredo, Víctor Mazón Gardoqui, Noís Radio, Riar Rizaldi
Podiumsgespräch
Su., 22.10.2023
12:45–13:45
Safi Faye Saal
Eintritt frei
Sprache: Englisch
Wie sieht Protest in verschiedenen Teilen der Welt aus? Und wie klingt er? Kann Zuhören zur Nachhaltigkeit von Gegendarstellungen beitragen, und welche Auswirkungen kann es auf die Gesellschaft haben?
Radiophone Räume, die für Widerstand genutzt werden, bieten einen Zufluchtsort für subversive Stimmen. Community-Radios können soziale Bündnisse innerhalb von Bewegungen fördern. Statt mehr Stimmen zu vereinen und zu versammeln, können sie aber auch die Abgrenzung einer exklusiven Gruppe ermöglichen, die nicht für alle zugänglich ist. An verschiedenen Orten der Welt wird untersucht, wie sich Protest formiert und wie er das Medium Radio und das Zuhören nutzt. Formen des Protests und die Nutzung des Radios funktionieren wie ein Seismograf und sagen viel über die sie umgebenden gesellschaftspolitischen Umstände aus.
In einem Gruppengespräch wird diskutiert, wie durch Bündnisse und die Artikulation bestimmter Gemeinschaften neue Räume geschaffen werden können. Darüber hinaus kann der Zugang und die Nutzung der Radiotechnik selbst Arten des Widerstands prägen. Formen und Prozesse von Kollektivität, Individualisierung und Sinnstiftung treten mit dem Radio in Austausch.
Riar Rizaldi präsentiert eine Erzählung über zivilisationsfeindliche Anarchist*innen in Indonesien. Von der indonesischen Regierung als Terrorist*innen stigmatisiert, verstecken sie sich in den Wäldern und nutzen Kurzwellenrundfunk nicht nur zur Kommunikation, sondern auch als Gegenpol zu einer technologiebasierten und sich beschleunigenden Welt: Radio und Slow-Listening als Ästhetik der Verweigerung, als Form des Widerstands.
Cali in Kolumbien war der Schauplatz tödlicher Gewalt von Polizei, Militär und Paramilitärs gegen friedliche Demonstrant*innen, die für soziale Gerechtigkeit kämpften. Während der Proteste schränkte die Regierung den Internetzugang und die Stromversorgung ein, um die Stimmen der Demonstrant*innen zum Schweigen zu bringen und ihre Kommunikation zu stören. Die Aktivistinnen von Noís Radio stellten während der Proteste ihr Fachwissen über alternative Kommunikation durch Radio sowie ihre technische Ausrüstung zur Verfügung, um die Stimmen des Widerstands zu verstärken und die Gemeinschaften zu festigen.
Guely Morató Loredo und Víctor Mazón Gardoqui beschäftigen sich mit der Nutzung von Amateurradio durch Indigene Gemeinschaften in Bolivien als ihr persönliches Medium. Es dient ihnen für einen freien, unabhängigen Informationsaustausch außerhalb unterdrückerischer Strukturen durch staatliche Entscheidungsträger. Anhand dieser Praxis wird diskutiert, wie die Zugänglichkeit und Souveränität der Funktechnologie selbst mit den Protesten zusammenspielt.
Moderiert von Florencia Curci. Mit Beteiligung von Guely Morató Loredo, Víctor Mazón Gardoqui, Noís Radio, Riar Rizaldi