Die erste Sitzung der im Rahmen von L is for the Way You Look at Me stattfindenden Lesegruppe wird angeleitet von der anonymen, im Bereich der Literatur und Biologie aktiven MYB (Meltdown Your Books) und widmet sich der noch nicht artikulierten „Lebendigkeit“ der Lebenswissenschaften.

Vorstellungen von Wissenschaft gehen oft davon aus, dass sie etwas vom „wirklichen Leben“ abgretrenntes sei: eine abstrakte, objektive Betätigung, die in sterilen Laboren und elitären Institutionen stattfindet und von den Rhythmen des Alltagslebens unberührt bleibt. Diese Trennung ist beruhigend und bequem für Wissenschaftler*innen wie für Nicht-Wissenschaftler*innen. Aber die Wissenschaft ist kein abgeschottetes System, sondern tief mit dem täglichen Leben verwoben – die Wissenschaft prägt unser Leben, aber noch entscheidender ist, dass die Art, wie wir leben, auch die Art der Wissenschaft prägt, die wir betreiben. Diese Sitzung der Reading Group lädt dazu ein, diese wechselseitige Dynamik zu erforschen: wie wissenschaftliches Wissen in unsere Gewohnheiten, Wohnungen und Körper eindringt und wie das Konzept von„objektiver“ Wissenschaft selbst bereits durch das soziale, persönliche und kulturelle Leben strukturiert ist. 

Indem sie die Wissenschaft wieder in das Leben einbettet (sowohl in das alltägliche Leben als auch in die Bedingungen des Lebendigseins), betont diese Sitzung den dynamischen und ständigen Austausch im Prozess des Lebens. Es ist dieser Austausch, der unser Selbstverständnis, die Vorstellungen von Grenzen und Intimität, und unsere Art miteinander zu interagieren und zu lieben weiter verkompliziert.