Im Rahmen von How to Breathe? wird eine Reihe von vier Bewegtbildproduktionen in unterschiedlichen Formaten vorgestellt. Sie alle zeigen Wege auf, wie Atmen, Leben und Zusammengehörigkeit betrachtet und erlebt werden können. Als Reaktion auf die hybride Natur und die dynamischen Wechselwirkungen der mikrobiellen Welt bringt How to Breathe? Dokumentarfilm, Videoessay und experimentelles Kino von den 1990er-Jahren bis zur Gegenwart zusammen, um die Verflechtung von Biologie, Ökologie, Gemeinschaft, Politik und Affekt zu erkunden.

Die Vorführung beginnt mit einem Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm Symbiotic Earth (2017) von John Feldman, der die Biologin Lynn Margulis begleitet. Er fokussiert sich auf ihre wissenschaftlichen Bemühungen, wettbewerbsbasierten Konzepten der Evolution eine kollaborative und symbiotische Sichtweise entgegenzusetzen. Während Bakterien atmen und stoffwechseln und so eine Welt voller Leben erschaffen, singen sie in der Uraufführung des Essayfilms Rerooting Rebooting (2024–25) von Natalie Lo Lai Lai in Gedenken an deren verstorbenen landwirtschaftlichen Mentor Onkel Ho auch Elegien. Lo erzählt den Prozess des Todes mittels der Sprache des Lebens, indem sie Bildmaterial und Beschreibungen aus ihrem Studium der regenerativen Landwirtschaft verwendet und über die Beziehung zwischen dem ersten und dem letzten Atemzug nachdenkt. Cold Fire (2019) ist eine weitere Videoarbeit von Lo und reflektiert anhand der strukturellen Veränderungen, die bei der Lebensmittelgärung durch das Essen, Atmen und Reproduzieren von Hefe und Bakterien auftreten, über gesellschaftlichen Wandel. Cold Fire entstand während der Proteste in Hongkong gegen das sogenannte Gesetz über flüchtige Straftäter und Rechtshilfe in Strafsachen im Jahr 2019 und stellt individuelles soziales Engagement mit mikrobiellen Aktivitäten in Verbindung. Dabei dienen Zeit und Interaktionen auf kleiner Ebene als Grundlage dafür, gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben.

Die Vorführung endet mit Grace Ma Lai Wahs Dokudrama Cheers aus dem Jahr 1998. Ma, die Besitzerin des legendären Club 71 (ehemals Club 64) in Hongkong, zeigt in ihrem Experimentalfilm alltägliche Szenen von dort. Aus der Ich-Perspektive begleitet Ma die unterschiedlichsten Gäste der Bar: Intellektuelle, Gangmitglieder, Herumtreiber*innen und andere Figuren. Die Vermischung und das Aufeinanderprallen verschiedener Lebensweisen und Ansichten im Club 71 machen aus der Bar eine einzigartige Ökologie, von der ausgehend die Regisseurin und das Publikum die Gesellschaft als Ganzes wahrnehmen und begreifen können. Cheers ist eine Sondervorführung des Programms anlässlich des sechsunddreißigsten Jahrestages der Demokratiebewegung von 1989, auch bekannt als 4. Juni.

Programm:

Symbiotic Earth (Ausschnitt, „Chapter 6: Bacteria run the planet“), John Feldman, 2017, 13 Min. 30 Sek., Englisch 

Rerooting, Rebooting, Lo Lai Lai Natalie, 2024, 10 Min. 3 Sek., Kantonesisch mit englischen Untertiteln

Symbiotic Earth (Ausschnitt, „Chapter 7: Symbiosis is the way of life”), John Feldman, 2017, 16 Min., Englisch

Cold Fire, Lo Lai Lai Natalie, 2019, 10 Min. 18 Sek., Chinesisch mit englischen Untertiteln

Cheers, Grace Ma Lai Wah, 1998, 58 Min. 58 Sek., Kantonesisch mit chinesischen und englischen Untertiteln