Jurystatement

Verónica Gerber Bicceci befasst sich mit immerwährenden Fragen wie dem Ende von Liebe und Beziehungen inmitten persönlicher und kollektiver Verluste. Nach einer Trennung zieht Verónica wieder zurück in die Wohnung ihrer Mutter, aber diese ist spurlos verschwunden. Der Kontext dieses Verschwindens ist die argentinische Militärdiktatur (1976–1983), die viele Argentinier*innen zum Exil in Mexiko zwang. Hier vermischen sich individuelle und kollektive Schicksale, persönliche Geschichten, die sich inmitten von abstrakt bleibenden historischen Ereignissen abspielen: Dinge, die scheinbar nur Nationen, und gesichtslosen Menschen widerfahren. Doch die Macht der Literatur besteht darin, ihnen Gesichter und Geschichten zurückzugeben und sei es als Fiktion. Gerber Bicceci gelingt es, diese Geschichten durch Prosa, Zeichnungen und Briefauszüge zu rekonstruieren. Das Werk ist eine Archäologie der Erinnerung, eine Suche nach Mustern in unserer eigenen Geschichte. Die mexikanische Autorin erreicht dies durch eine wunderbar ausgewogene Sprache, die manchmal poetisch, manchmal trocken und dokumentarisch wirkt. Ein Buch über schwere Themen, das dennoch leicht und schwerelos wirkt.

– Ricardo Domeneck
 

Verónica Gerber Bicecci ist eine ­bildende Künstlerin und Autorin. Sie arbeitet an den Übergängen von Wort und Bild, so in den Büchern Mudanza (2010), einem Essayband über Autor*innen, die bildende Künstler*innen geworden sind, und La tierra es plana como una hoja (y cabalga en el aire) (2021), oder in der Ausstellung Descalzos los pies, los campos en ellos, sentiré al acreedor de la tierra en mis palmas desnudas (Galerie Proyectos Monclova, Mexiko-Stadt, 2021). Derzeit unterrich­tet sie am SOMA, einer Einrichtung für kulturellen Austausch und Kunstpädagogik in Mexiko-Stadt, und wurde in das Sistema Nacional de Crea­dores de Arte des mexi­kanischen Kunstförderungsfonds (FONCA) aufgenommen.

Birgit Weilguny übersetzt aus dem Spanischen und Katalani­schen für Film, Bühne, und Zeitschriften sowie Sachbücher und Romane Sie unterrichtete von 2012 bis 2014 Übersetzen an der Universität Wien. Von 2005 bis 2019 war sie für das Festival Lateinamerikanischer Poesie und die Lesereihe ¡En español, por favor! im Rahmen des Lateinamerikanisch-Österreichische Literaturforums tätig. 2016 erhielt sie das Johann-Joachim-Christoph-Bode-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds Sie ist Mitglied der IG Übersetzen (bis 2021 Ehrenamt im Vorstand) und von Universitas Austria (bis 2018 Ehrenamt im Ausschuss für Übersetzen).
 

Info:
Verónica Gerber Bicecci: Leere Menge
Mexiko
Aus dem mexikanischen Spanisch von Birgit Weilguny
MaroVerlag, 2022
Leseprobe im Reader zur Shortlist [PDF, 1MB]
Mehr zum Buch beim Verlag