Sankofa

Wie der mythische Vogel Sankofa, der in die Vergangenheit schaut, um für die Zukunft zu lernen, fliegt dieser epische Roman durch die Jahrzehnte und über die Kontinente. Meisterhaft verbindet er persönliche Lebensgeschichten mit großen politischen Spannbreiten: Vom Militärputsch in der Türkei über den NSU-Terror in Deutschland bis zur Black Lives Matter Bewegung in den USA widmet sich Doğan Akhanlı der Widerständigkeit gegen Menschenrechtsverletzungen. Dabei schafft er es, seinen Figuren und ihren Geschichten in ihrer Komplexität gerecht zu werden und erweitert den Begriff von Erinnerungskultur um transnationale Dimensionen, die in unsere Gegenwart und Zukunft wirken. Für all das findet Akhanlı einen warmen und humorvollen Ton. Sankofa erschien bisher aus politischen Gründen nicht in der türkischen Originalfassung, sondern nur in der deutschen Übersetzung von Recai Hallaç, die so federleicht und organisch ist, dass man sie beim Lesen vergisst.
– Paula Fürstenberg 

Doğan Akhanlı, 1957 in der Türkei geboren und im Oktober 2021 in Berlin gestorben, hat zahlreiche Romane und ein Theaterstück verfasst. 1991 kam er als politisch Geflüchteter nach Deutschland. Seit 1992 lebte er in Köln, später in Berlin. Sein Kernthema ist die Auseinandersetzung mit den Genoziden des 20. Jahrhunderts. Aufgrund seiner politischen Haltung war er mehrfach in der Türkei inhaftiert und zuletzt aufgrund eines türkischen Haftbefehls 2017 in Spanien, worüber er das Buch Verhaftung in Granada schrieb. Die Tage ohne Vater (2016) und Madonnas letzter Traum (2019) wurden zu den wichtigsten Romanveröffentlichungen der Türkei gewählt. 2013 erhielt er den Pfarrer-Georg- Fritze-Preis in Köln, 2018 den Europäischen Toleranzpreis in Österreich und 2019 die Goethe-Medaille.

Recai Hallaç, 1962 geboren und aufgewachsen in Istanbul, ist Schauspieler, Simultandolmetscher und hat neben Drehbüchern und Theaterstücken mehrere Romane und Erzählungen aus dem Türkischen übersetzt. Unter anderem war er als Redakteur, Sprecher und Schauspieler beim WDR Funkhaus Europa und der türkischen Redaktion der deutschen Welle tätig und spielte Theater. Seit 1990 lebt er in Berlin.