Jurystatement

Wie geht man mit unmittelbarer und vermittelter Zeugenschaft um? Wie erinnert man Gewalt, die anhält? Von diesen und anderen Fragen ausgehend, übersetzt Don Mee Choi traumatische Erfahrungen in Sprache und Bild. In DMZ Kolonie wird auf kunstvolle Weise Oral History verbunden mit einer Reflexion darüber, wie sie entsteht und was sie transportieren und bewirken kann. Nicht zuletzt findet sich auf diesen kaum mehr als 140 Seiten auch eine Erkundung der Grenzen von Erinnerungsarbeit, insbesondere, wenn den Opfern und Überlebenden politischer Gewalt auch nach Jahrzehnten Anerkennung und Gerechtigkeit verwehrt wird. Choi verharrt aber nicht in einem Ohnmachtsgefühl, sondern zeigt auf, wie der Schmerz über vergangene Verbrechen für gegenwärtiges Unrecht sensibilisieren kann. Ein bleibendes Werk, meisterhaft ins Deutsche übertragen von Uljana Wolf.

– Asal Dardan
 

Die Lyrikerin und Übersetzerin Don Mee Choi wuchs in Südkorea und Hongkong auf, emigrierte mit ihren Eltern für eine kurze Zeit nach Deutschland, dann in die USA. 2021 erhielt sie das MacArthur Fellowship und das Guggenheim Fellowship und war International Writer der Royal Society of Literature. 2019 war sie Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Von ihr sind bisher erschienen: DMZ Colony (2020), Hardly War (2016) und The Morning News Is Exciting (2010).

Uljana Wolf, geboren in Berlin, ist Lyrikerin und Übersetzerin. Ihr erster Gedichtband kochanie ich habe brot gekauft (2005) wurde mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet. Sie veröffentlichte zahlreiche Lyrikübersetzungen, unter anderem aus dem Englischen, Polnischen und Belarussischen. Ihr Buch Etymologischer Gossip erhielt 2022 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Sparte Sachbuch/Essayistik. Sie ist Mitglied des PEN Deutschland und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
 

Info:
Don Mee Choi: DMZ Kolonie
Südkorea
Aus dem Englischen von Uljana Wolf
Spector Books, 2023
Leseprobe im Reader zur Shortlist [PDF, 1MB]
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