Vor kurzem hat Bundeskanzler Merz auf ein angebliches „Problem im Stadtbild“ verwiesen und damit einmal mehr viele Menschen in Deutschland migrantisiert und stigmatisiert. Dieses rechtspopulistische Statement, zu dem er weiterhin steht, hat erneut eine Debatte darüber ausgelöst, wer zu Deutschland gehört – und wer nicht.

Doch was bedeutet eigentlich Stadtbild? Lässt sich überhaupt ein ultimatives, einheitliches Bild einer Stadt festschreiben? Gerade im Schatten dieser Kontroverse wird deutlich, wie wenig wahrgenommen wird, dass Migration deutsche Städte seit über einem halben Jahrhundert prägt, formt und bereichert. Migrantische Communitys haben die Stadtkultur durch ihre Sprachen, ihre Musik, ihre Filme und zahlreiche andere Formen kultureller Produktion entscheidend verändert – und neue Bilder der Städte entstehen lassen. Damals wie heute, und hoffentlich auch in Zukunft.

In einem audiovisuellen Gesprächsabend kommen der Filmemacher Cem Kaya (zuletzt: Liebe, D-Mark und Tod) und der HKW-Kurator Can Sungu miteinander ins Gespräch. Sie folgen den Spuren der kulturellen Errungenschaften der Arbeitsmigrant*innen und ihrer Kinder in Deutschland und teilen ihre „deep cuts“: filmische und musikalische Ausgrabungen, die sichtbar machen, welche Räume, Gemeinschaften und Zusammenschlüsse in der Vergangenheit entstanden sind – oder schon immer existierten – und warum sie für ein plurales Zusammenleben weiterhin unverzichtbar sind.