War da was? Kolonialismus und die Erinnerungskultur
Gespräch
We., 9.7.2025
19:00
Forough Farrokhzad Garten
€5
Bei Regen findet die Veranstaltung im Haus im Safi Faye Saal statt.
Auf Deutsch, Simultanübersetzung ins Englische und in Deutsche Gebärdensprache (DGS)

In der Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Vergangenheit macht Deutschland kaum Fortschritte. Bis heute hat das Land, das große Stücke auf seine Erinnerungskultur hält, es nicht geschafft, sich umfassend mit den Verbrechen der Kolonialzeit auseinanderzusetzen. Was dennoch an Erinnerungsarbeit existiert, ist das Ergebnis einer engagierten Zivilgesellschaft sowie des unermüdlichen Einsatzes der Nachfahr*innen der Opfer, die für Anerkennung, Sichtbarkeit und Gerechtigkeit kämpfen.
Koloniale Gewalt war nicht nur dort, wo sie besonders brutal sichtbar wurde. Sie wirkte auch durch die wirtschaftliche Ausbeutung und die von der Wissenschaft betriebene Entmenschlichung der Kolonisierten, die zu schwersten Verbrechen wie dem zwischen 1904 und 1908 begangenen Völkermord an den OvaHerero und Nama im heutigen Namibia führten. Aber eine Erinnerungskultur, die ausschließlich auf diese Massenmorde fokussiert, läuft Gefahr, die alltägliche Gewalt und die bis in die Gegenwart fortdauernden kolonialen Strukturen in globalen wirtschaftlichen und politischen Ordnungen auszublenden.
Berlin steht dafür exemplarisch: einerseits als Hauptstadt des deutschen Kolonialreiches und einer gereinigten Rekonstruktion der Geschichte Preußens, andererseits als ein Ort, an dem Widerstand stattgefunden hat und bis heute stattfindet. Durch die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte entstehen auch Prozesse und Möglichkeiten der Beheimatung für diejenigen, die diese Aufarbeitung nachdrücklich einfordern.
War da was? Kolonialismus und die Erinnerungskultur geht der Frage nach, wie mit der kolonialen Vergangenheit umgegangen wird und inwiefern die Erinnerung in einen globalen Kontext eingebettet werden kann. Dabei soll deutlich werden, dass das Erinnern nie nur rückwärtsgewandt ist, sondern stets auch die Gegenwart prägt und Impulse für eine zukunftsorientierte Auseinandersetzung gibt.