Yoonsuk Jung

Yoonsuk Jung, Still aus STEAL (2025). Courtesy Yoonsuk Jung
Yoonsuk Jung demonstriert in seinen Filmen, wie offizielle Dokumente, kollektive Erinnerung und öffentliche Auftritte politische und gesellschaftliche Wirklichkeiten prägen. Bamseom Pirates Seoul Inferno (2017) beispielsweise folgt der südkoreanischen Noise-Punk-Band Bamseom Pirates, die zum Opfer der Zensur wird, und untersucht anhand ihrer Geschichte die Grenzen der freien Meinungsäußerung an den Schnittstellen von Protestkultur, Medien und staatlicher Überwachung. Für Global Fascisms präsentiert Jung die Drei-Kanal-Videoarbeit STEAL (2025), die er auf Basis von Recherchen in der südkoreanischen Nationalversammlung neu entwickelt hat. In Zeiten politischer Unruhen entstanden, als Personen des öffentlichen Lebens bei Auftritten schusssichere Westen trugen und Gewalt in die politische Arena zurückkehrte, zeigt STEAL, dass demokratische Institutionen immer schon als Schauplätze inszenierter Spektakel instrumentalisiert wurden.
Ein zweites Werk, Tomorrow (2020), untersucht die Überschneidung von Objektivierung und industrieller Produktion, indem es Körperästhetik mit faschistischer und kapitalistischer Kontrolllogik verknüpft. Das 2-Kanal-Video, das in einer Sex-und Schaufensterpuppenfabrik gedreht wurde, zeigt, wie der weibliche Körper zum Zweck der Ausstellung geformt, sexualisiert und perfektioniert wird. Dieses aus der patriarchalischen Bildkultur hervorgegangene, künstlich geschaffene Körperideal taucht in faschistischen Fantasien von Kontrolle und Fruchtbarkeit wieder auf, geprägt vom Wunsch nach einer hohen Geburtenrate. Hinter den perfekten Formen stehen die Arbeiter*innen, meist Frauen, deren eintönige, disziplinierte Arbeit die Fabrik am Laufen hält. Tomorrow reflektiert darüber, wie Macht generiert wird – aus Plastik, aus Silikon, durch Körper, die dazu geschaffen wurden, zu dienen – und wie die kapitalistische Produktion von Begehren, Standardisierung und der Kommerzialisierung von Intimität lebt.
STEAL wurde in Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW) und produziert von Yoonsuk Jung und HKW, 2025.
WERKE IN DER AUSSTELLUNG: STEAL (2025), 3-Kanal-Videoinstallation, Farbe, Ton, ca. 30'; Tomorrow (2020), 2-Kanal-Video, Farbe, Ton, 34'. Courtesy Yoonsuk Jung