Sunwoo Hoons Werk ist an Webtoons angelehnt, eine vertikale Form des Cartoons, die in den frühen 2000er Jahren in Südkorea fürs Scrollen am Smartphone entwickelt wurde. Ähnlich wie bei Schriftrollenbildern in ostasiatischer Malereitradition porträtieren Sunwoos Webtoons die Internetlandschaften Südkoreas, indem sie bedeutsame Ereignisse – historische wie zeitgenössische – als miteinander verbundene Storylines nacherzählen. In The Flat Is Political (2017) beispielsweise nimmt Sunwoo im Webtoon-Format eine aktivistische Haltung ein. Er skizziert die jüngsten feministischen Bewegungen, wie beispielsweise das Aufkommen der Onlinebewegung Megalia, die sich gegen Frauenfeindlichkeit sowie homophobe und sexistische Trolls richtete. Der Webtoon porträtiert das Internet als einen deep space, in dem sich polarisierte Meinungen bilden und exponentiell wachsen, was politische Debatten und Spaltungen verschärft. Flat Is the New Deep (2018) lässt die Betrachter*innen in einen Flachbildschirm eintauchen und durch Südkoreas Geschichte der Massen schwimmen: von den demokratischen Bewegungen der 1980er Jahre über die Feierlichkeiten zur Fußball-WM der Männer 2002 bis hin zur #MeToo-Bewegung. Die pixeligen Zeichnungen zusammen mit Bildern von Webseiten und Reportagen zeigen eine Welt, die zwischen dem virtuellen und realen Raum oszilliert und in der Menschen als Comic-Figuren und farbenfrohe Pixel auftreten. Die Tiefenwirkung des Flachbildschirms entfaltet sich aus den Geschichten der modernen Massenbewegungen und Massenmedien sowie den damit einhergehenden digitalen Kulturen und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Werk in der Ausstellung: Flat Is the New Deep (2018), Digitalbild, Maße variabel; The Flat Is Political (2017), Digitalbild, Maße variabel. Courtesy Sunwoo Hoon