Sana Shahmuradova Tanska

Sana Shahmuradova Tanska, Water Search (2024). Courtesy Sana Shahmuradova Tanska und Gunia Nowik Gallery
Vor dem Hintergrund des russischen Großangriffs auf die Ukraine im Februar 2022 lassen sich Sana Shahmuradova Tanskas Gemälde als eine Art Tagebuch lesen – ein Tagebuch der Not und des Widerstands; eines, in dem der Schmerz des generationenübergreifenden Traumas auf einem poetischen Ozean der Farben durch das Kriegsgebiet treibt. Tanska greift auf verschiedene Stränge ukrainischer Geschichte, Literatur und Folklore zurück und löst die Grenze zwischen fester Form und Schein auf. Sie beschwört fantastische und albtraumhafte Figuren herauf, die aus Landschaften der kollektiven Erinnerung, Trauer und stetigen Gewalt hervorgehen. In vielen ihrer Werke, wie jenen, die in Podolien, der Heimat ihrer Vorfahr*innen wurzeln, beobachtet sie die menschengemachten Veränderungen in der natürlichen Landschaft – und wie diese die verblassenden historischen und kulturellen Erinnerungen des Landes spiegeln, geprägt von wiederholten Phasen der politischen Unterdrückung, insbesondere während der Sowjetzeit. Eine andere lose Reihe bezieht sich auf Geschichte und Gegenwart der Schwarzmeerregion und des ukrainischen Südens, wo die russische Aggression für einen Ökozid verantwortlich ist. Diese Werke sind bevölkert von imaginären Tiefseekreaturen, die die Erinnerung all der vergangenen Ereignisse in sich tragen, während sie zugleich in der Lage sind, künftige Katastrophen zu überleben. Für die Künstlerin bewegt sich Zeit nicht linear, sondern zirkulär, was sich in der Retraumatisierung einer ganzen Generation zeigt, von der die Ukraine gezeichnet ist. In diesem Kreislauf gibt es keine grundlegend neuen Mythen; es tauchen lediglich die alten in neuer Hülle wieder auf. Was bleibt, ist ein Austausch der Geister aus Vergangenheit und Zukunft.
Negotitations wurde in Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW) und produziert von Sana Shahmuradova Tanska, Gunia Nowik Gallery und HKW, 2025.
Werke in der Ausstellung: A Danse Macabre (2024), Öl auf Leinwand, 120 × 130 cm; Water Search (2024), Öl auf Leinwand, 158 × 132 cm; Failed mental map (2024), Öl auf Leinwand, 128 × 118 cm; Inevitable Path (2025), Öl auf Leinwand, 202 × 159 cm; Negotiations (2025), Öl auf Leinwand, 163 × 215 cm. Courtesy Sana Shahmuradova Tanska und Gunia Nowik Gallery