Pınar Öğrencis Ausbildung als Architektin prägt ihre Videoarbeiten und Installationen, die sich – an realen Erfahrungen orientiert – mit dekolonialen und feministischen Anliegen an der Schnittstelle gesellschaftlicher, politischer und räumlicher Recherchen befassen. In ihrer künstlerischen Sprache stellt sie die generationsübergreifende Weitergabe von Geschichten in den Vordergrund, die oft durch populäre Genres und Praktiken verbreitet werden, von Poesie und Musik bis hin zu öffentlichen Protesten. In ihrem Video Objection of the Mothers of the City (2025) bezieht sich Öğrenci auf eine öffentliche Aktion der kurdischen Frauengruppe Peace Mothers in Van, dem Heimatort der Künstlerin, aus dem Jahr 2024, die die Straßen reinigte, um gegen die Ablösung eines demokratisch gewählten kurdischen zweiten Bürgermeisters durch einen von der Regierung ernannten Kandidaten zu protestieren. Van, bis zum Osmanischen Reich ein armenisches Zentrum, wurde im 20. Jahrhundert mit seiner wachsenden kurdischen Bevölkerung, die vor der Verfolgung in benachbarten Städten wie Hakkari, Ağrı und Muş geflohen war, zu einem wichtigen Ort für den kurdischen Kampf um Unabhängigkeit. Der Film erforscht die Rolle kurdischer Frauen im Kampf für Frieden in der Region sowie die poetische Kraft des Wassers als Grenzlinie und Akteur in politischen Landschaften. Indem die Säuberung der Straßen im wörtlichen Sinne re-inszeniert und damit wiederbelebt wird, stößt der Film einen Akt der Wiederaneignung an: Eine Community tritt auf, die sich entschlossen zeigt, über die eigene Erinnerungskultur zu bestimmen – trotz der hegemonialen Versuche, eine eigenständige kurdische Politik und Kultur zu unterbinden und die gewachsene Infrastruktur zu zerstören.

In Auftrag gegeben vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), produziert von Pınar Öğrenci und HKW, 2025, mit freundlicher Unterstützung der Saha Association

WERK IN DER AUSSTELLUNG: Objection of the Mothers of the City, (2025), 1-Kanal-Video, Farbe, Ton, ca. 5'. Courtesy Pınar Öğrenci