Mussunda N’zombo

Mussunda N’zombo, aus der Serie O IM-PACTO 2/THE IM-PACT 2 (2018–2022). Foto: Hélio Buite, Courtesy Mussunda N’zombo
Der Performancekünstler Domingos de Menezes Miguel inszeniert Macht mithilfe eines Repertoires konstruierter, häufig grotesker, stilisierter und symbolisch aufgeladener Rollen. Derzeit dient ihm sein satirisches Alter Ego Mussunda N’zombo als primäre öffentliche Identität. N’zombo, eine mit Gold behangene, vor aufgeblähter Autorität strotzende Figur, lässt sich von Bodyguards begleiten und hält mit Vorliebe ‚präsidiale‘ Ansprachen auf Fahrzeugen oder in goldenen Käfigen. Die Figur, die auf eine Zusammenarbeit mit dem Künstler Kiluanji Kia Henda zurückgeht, speist sich aus Ikonografien des starken Mannes wie Sese Seko Mobutu oder Muammar al-Gaddafi. Letztlich entspringt das Material, aus dem N’zombo gemacht ist, aber dem theatralischen Nachleben der Zeit nach der Unabhängigkeit afrikanischer Nationen, in denen revolutionäre Versprechen zu Ritualen, inszenierten Auftritten und Luxus geronnen sind. De Menezes Miguel, der auch zwei Jahrzehnte in Deutschland verbrachte, erkundet mit N’zombo, wie postkoloniale Autorität verkörpert und ästhetisiert wird. Eine weitere Figur, Mwata, bewegt sich in elitären Zirkeln und macht in Diplomatenpose Restitution und kulturelle Souveränität zum Thema. N’zombo bespielt demgegenüber das Register des öffentlichen Spektakels und durchstreift mit selbstsicherem banga und Prahlerei die öffentliche Sphäre. Er hat sich schon zum künftigen Präsidenten der Legislaturperiode 2072–2077 erklärt. Die Figur Nguvulo Marimbondo wiederum unterhöhlt den Dualismus der beiden Charaktere. Weder zurückhaltend noch ausfällig positioniert er sich irgendwo zwischen Komplizenschaft und Kritik. Als marimbondo – ein Begriff für Angolas korrupte Elite – ist er zugleich Täter und Whistleblower. In Salalé (2022) versucht er zwar, gestohlenes Staatseigentum Angolas zurückzubringen, stellt aber gleichzeitig Verantwortlichkeit als ein Spektakel dar, das dem Inneren des Systems entspringt. Das Werk von de Menezes Miguel bietet keine gesellschaftlich abgesicherte Satire. Seine Rollen sind keine Verkleidungen, sondern Instrumente. Sie bringen die visuelle Grammatik der Autorität an ihre Grenzen – nicht um Macht zu parodieren, sondern um sie zu spiegeln und eine Wirklichkeit zu offenbaren, die in ihrer eigenen Absurdität feststeckt.
Mit freundlicher Unterstützung des Goethe-Institut Angola
WERK IN DER AUSSTELLUNG: O IM-PACTO 2/THE IM-PACT 2 (2018–2022), Fotodokumentation einer Performanceserie, Maße variabel. Fotos: Ngoi Salucombo, Luís Damião, Hélio Buite, Lee Bogotá, Bruno Fonseca, Kiluanji Kia Henda, Geração 80, Artur Silva (Câmara Vagabunda). Courtesy Mussunda N’zombo