Mimi Ọnụọha

Mimi Ọnụọha, Still aus These Networks In Our Skin (2021). Courtesy Mimi Ọnụọha
Mimi Ọnụọha’s Interesse an technologischen Infrastrukturen entzündete sich ursprünglich an Fragen der sexuellen und körperlichen Selbstbestimmung. In einem frühen Experiment namens 69* (2014) gab die Künstlerin Männern, die sie auf der Straße verbal belästigten, eine Handynummer. Statt eines Rendezvous erwartete all jene, die ihr schrieben, jedoch ein Chatbot, der sie zur Rechenschaft zog. Die Erkenntnis, so zu Mechanismen der Datensammlung beizutragen, veranlasste sie zu einer tiefergehenden Untersuchung der Lücken und Ungereimtheiten in digitalen Datensätzen. Welche sichtbaren Bezüge enthalten sie, wie steuern und prägen sie Körper und deren Zugang zum öffentlichen Raum? Werke wie The Library of Missing Datasets (2016) sind Auseinandersetzungen mit dem, was Ọnụọha als „algorithmische Gewalt“ bezeichnet: die Machtverhältnisse einer scheinbar objektiven Datensammlung. Warum gab es keine Daten über die Anzahl Schwarzer Zivilist*innen, die in den USA von Polizeibeamten getötet wurden, während Kriminalität und deren Bekämpfung immer wieder als Begründung für eine massenhafte Datensammlung und -speicherung dienen? Ọnụọhas Werk macht diese Auslassungen sichtbar und offenbart, wie im Leben von Menschen, die von datengesteuerten Systemen marginalisiert werden, die Abwesenheit selbst zu einer Form der Präsenz wird. Dieser kontextbezogene Ansatz zeichnet auch These Networks In Our Skin (2021) aus, das in Global Fascisms zu sehen ist. Hier zielt die Künstlerin auf die materielle Infrastruktur des Internets – repräsentiert von Kabeln – und zeigt afrikanische Frauen, die versuchen, die darin eingeschriebene algorithmische Gewalt neu zu kodieren und gleichzeitig zu demontieren. Inspiriert von der Kosmologie der Igbo begleitet das spekulative Video Frauen, die Informationsinfrastrukturen ab- und aufbauen, indem sie Kabel flechten und Widerstandslieder singen.
WERK IN DER AUSSTELLUNG: Mimi Ọnụọha, These Networks In Our Skin (2021), 1-Kanal-Video, Farbe, 5' 47". Courtesy Mimi Ọnụọha