Lawrence Lemaoana

Lawrence Lemaoana, Mosa, Anita, Kaiser (2025), Ausstellungsansicht HKW. Foto: Milan Soremski. Courtesy Lawrence Lemaoana
Lawrence Lemaoanas Werk basiert auf einem tiefgehenden Interesse an der Rolle der Massenmedien im heutigen Südafrika. Dabei bilden die inhärenten Probleme in der Beziehung zwischen Medien und Öffentlichkeit den Ausgangspunkt, um bestehende Kontrollsysteme wie den Staat, die Polizei und weitere Überwachungsmechanismen zu analysieren und infrage zu stellen. Lemaoana untersucht, wer eigentlich die Autorität hat, für die Machthabenden zu sprechen und zu handeln. Sein Werk erkundet Rolle und Wirkung der Medien, als didaktisches Werkzeug und als propagandistische Waffe das kollektive Bewusstsein und die gesellschaftliche Psyche zu beeinflussen. Bei Global Fascisms wehen Lemaoanas drei Flaggen – ursprünglich als Auftragsarbeiten für die HKW-Ausstellung Musafiri: Von Reisenden und Gästen entstanden – erneut auf der Paulette Nardal Terrasse, ergänzt um sechzehn weitere am Eingang des Hauses. Lemaoanas Rückgriff auf Kanga-Stoffe für die Herstellung der Flaggen stellt den Bezug zu einer reichhaltigen Ästhetik und komplexen Geschichte her, um Widerstandsformen in Südafrika zu thematisieren, insbesondere jene von marginalisierten Communitys. Der Ursprung des Kanga-Textils als Widerstandssymbol lässt sich an die ostafrikanische Küste Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen, wo es in einem Akt der Entmenschlichung durch die versklavenden Gewalttäter verboten wurde. Die versklavten Menschen sollten daran gehindert werden, ihre eigene Kleidung zu tragen. In mehreren Schichten produziert, ist auf den Flaggen in verschiedenen Sprachen der historische Slogan des Widerstands gegen Vertreibung zu lesen: „we won’t move“. 1955 in Sophiatown aufgekommen, drückt diese Wendung den Widerstand einer ursprünglich lebendigen Gemeinschaft aus, die letztlich vom Apartheid-Regime zerstört wurde. Mit dem Slogan und den Kanga-Stoffen bringen die Flaggen die Resilienz von Communitys zum Ausdruck, die sich jederzeit nationalistischer und rassistischer politischer Unterdrückung entgegenstellen. Für „Drapetomania“—Voices and Idioms Against Modern Fascisms hat Lemaoana Stimmen und Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart versammelt, um sich gegen den Faschismus auszusprechen. Der Begriff „Drapetomania“ wurde geprägt, um eine angebliche Geisteskrankheit von versklavten Menschen zu beschreiben, die aus der Gefangenschaft flohen. Der Künstler unterläuft diese Bedeutung, indem er Zitate und Redewendungen von Protagonist*innen verwendet, die sich konsequent gegen Unterdrückung ausgesprochen haben.
In Auftrag gegeben vom (HKW), produziert von Lawrence Lemaoana und HKW, 2024–2025
WERKE IN DER AUSSTELLUNG: Mosa, Anita, Kaiser (2025), Polyesterflaggen, je 450 x 700 cm; „Drapetomania“—The Voices and Idioms Against Fascisms (2025), Polyesterflaggen, je 150 × 235 cm. Courtesy Lawrence Lemaoana